Drei Monate im Sozialzentrum „La Ruche“ der Organisation „La Semeuse“ in Nizza, Frankreich
Lina Meintz ist 26 und hat Erziehungswissenschaften an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main studiert.
„Ich hatte mich entschieden, das Praxissemester in unserem Hauptstudium zur Hälfte im Ausland zu absolvieren. Als gebürtige Luxemburgerin hat sich da Frankreich super angeboten, weil meine Französischkenntnisse während des Studiums in Deutschland ziemlich gelitten haben. Im Internet habe ich recht lange nach Sozialeinrichtungen in Südfrankreich gesucht, bis ich tatsächlich diese in Nizza fand.
Während des Praktikums konnte ich viele verschiedene Aufgaben übernehmen: Am Nachmittag hatten wir für Jugendliche von zwölf bis 20 Jahren geöffnet und haben zum Beispiel bei den Hausaufgaben geholfen. Jeden Mittwoch war unsere Einrichtung eine Art Kindertagesstätte, weil französische Grundschulkinder mittwochs keinen Unterricht haben und so anderweitig beschäftigt werden müssen. Außerdem hat das Sozialzentrum Seminare für Erwachsene – wie Sprach- oder Informatikkurse – angeboten, bei denen ich bei Bedarf geholfen habe. Zudem habe ich zum Beispiel ein Filmprojekt gegen das Rauchen, Familienfeiern oder Ferienfreizeiten mitgeplant und an mehrtägigen Ausflügen teilgenommen. 80 Prozent der Besucher des Zentrums und auch einige Mitarbeiter sind Moslems. Ich habe im Monat des Ramadan mein Praktikum begonnen und fand es sehr spannend, zu verfolgen, wie fast alle um mich herum ganz streng das Fasten durchzogen. Davor hatte ich großen Respekt. Das Praktikum hat mir super gut gefallen. Ich wäre gerne länger geblieben. Das Beste war die Stimmung innerhalb des Teams, da wir viele junge Leute waren, die gut harmoniert haben. Und die Vielfalt der Aufgaben selbstverständlich.
In die Stadt habe ich mich wahrhaft verliebt. Nizza hat einen ganz besonderen Charme durch ihre Altstadt, Strand und Meer, eine perfekte Mischung aus Einheimischen, Touristen und Studenten. Die französische Küche ist viel extravaganter als in Deutschland, es wird mehr Wert aufs Detail gelegt. Und wenn du in Nizza zum Bäcker gehst, bestellen mit Sicherheit mindestens fünf Leute vor dir ein Baguette. Das ist kein Klischee!“