Ähnliche Vorteile sehen seine Kollegen bei Daimler, VW oder Nutzfahrzeugbauer MAN, die sich ebenfalls eigene Talent-Pools leisten. Auch Banken, darunter HypoVereinsbank, Deka oder DZ Bank, Prüfungs- und Beratungsgesellschaften wie Booz & Company, KPMG oder Steria Mummert und große Industrieunternehmen wie Cognis oder BoschRexroth unterscheiden immer öfter zwischen Praktikanten erster und zweiter Klasse. Die Aufnahme in einen Alumni-Club ist zwar noch keine Garantie auf einen Arbeitsvertrag, doch die dort erworbene Branchen- und Praxiserfahrung sehen auch Personalentscheider anderer Unternehmen sehr gerne.
Außerdem profitieren die Teilnehmer solcher Programme in der Regel von attraktiven, jobrelevanten Weiterbildungsangeboten, die an der Uni oft zu kurz kommen, beispielsweise Trainings in Präsentationstechnik, Projektmanagement oder Verhandlungsführung. Der größte Pluspunkt ist jedoch der Aufbau eines internen Netzwerks.
Wer als Ex-Praktikant in ein Unternehmen einsteigt, hat dadurch gegenüber externen Bewerbern einen nicht zu unterschätzenden Startvorteil. Als Student geht man in der Regel noch deutlich unbefangener auf Kollegen und Vorgesetzte zu als ein Berufseinsteiger in der Probezeit und kann ganz locker Kontakte knüpfen. Den "Erste-Klasse-Praktikanten" öffnen sich beim kontinuierlichen Netzwerken auch viele Türen in anderen Abteilungen oder auf der Chefetage, die sonst meist verschlossen bleiben.
Der Club-Charakter der Alumni-Netzwerke verbindet die Teilnehmer zudem und erleichtert auch später noch das Anbahnen neuer Kontakte: "Ich freue mich immer, wenn ich auf Veranstaltungen andere 'Ex-Trackies' kennenlerne oder wiedertreffe", bestätigt Anna Margolis. Die 26jährige Wirtschaftswissenschaftlerin arbeitet im Corporate Brand Management bei Henkel. Nach einem sechsmonatigen Praktikum in England schaffte sie den Sprung ins Henkel Career Track-Programm. Als Trackie schrieb sie bei Henkel auch ihre Diplomarbeit und hatte bereits mehrere Monate vor Abschluss des European Business Programmes an der FH Münster ihren Arbeitsvertrag in der Tasche. ?Nach dem Praktikum konnte ich mir sehr gut vorstellen, später bei Henkel anzufangen, zumal man hier schon als Praktikant oder Berufseinsteiger Verantwortung für eigene Projekte übernimmt? sagt sie.
Wer wie Anna Margolis beim Praktikum seinen Wunsch-Arbeitgeber findet, sollte sich in jedem Fall darum bemühen, in guter Erinnerung zu bleiben und den Kontakt aufrecht zu erhalten. Das klappt im Zweifelsfall auch ohne Praktikanten-Netzwerk. Über 80 Prozent aller Unternehmen gaben bei einer Umfrage der Jobguide-Redaktion an, zu ausgewählten Praktikanten Kontakt zu halten, ein spezielles Alumni-Programm unterhält allerdings nur gut ein Viertel.
Selbst wer bei seinem Traum-Unternehmen nach dem Praktikum nicht in den exklusiven Club aufgenommen wird, muss seine Hoffnungen auf einen Job dort deswegen nicht gleich begraben. Mit etwas Geschick und Eigeninitiative kann man trotzdem im Gespräch bleiben. Das heißt natürlich weder, die Personalabteilung wöchentlich mit Job-Anfragen zu nerven, noch erst nach zwei Jahren mal wieder ein Lebenszeichen zu senden.
Sinnvoll ist es vielmehr, sich ein bis zweimal im Jahr bei den ehemaligen Kollegen und Vorgesetzten zu melden - am besten aus konkretem Anlass. Beispielsweise wenn Sie eine wichtige Prüfung bestanden haben, sich zu einem Auslandssemester oder -praktikum verabschieden, einen Wettbewerb oder eine Auszeichnung gewonnen haben, mit einer Studienarbeit an Ihr Praktikanten-Projekt anknüpfen, Ihre Pläne fürs Hauptstudium oder eine Frage zu Ihrer Diplomarbeit besprechen möchten.
Je besser der Draht in die Abteilungen, desto eher erfahren Sie bei solchen Gelegenheiten auch spannende Interna: Ertrinkt das Projektteam gerade in Arbeit? Wird eine neue Abteilung aufgebaut oder will jemand den Job wechseln? Dann ergibt sich hier vielleicht für Sie eine Chance zum Einstieg und am Ende heißt es doch noch: Willkommen im Club! Kirsten von Elm