Herr Brummund, wie zufrieden sind Sie mit den neuen Bachelor- und Master-Studiengängen?
In der Summe hat das neue System bestimmt viele Vorteile. Ein Bachelor-Abschluss ermöglicht einem bei Bedarf zum Beispiel einen schnelleren Einstieg ins Berufsleben. Vieles im neuen System ist gut gedacht, aber handwerklich schlecht umgesetzt.
Wo hakt es zum Beispiel?
Die Standardisierung von Studiengängen, die einem eigentlich helfen sollte, zwischen Bachelor und Master die Hochschule zu wechseln, ist schlecht gemacht. Jede Uni legt die Anforderungen und Inhalte an ihren Master selbst fest. Und das passt dann oft nicht zu den Bachelor-Inhalten, die man mitbringt. Selbst innerhalb einer Hochschule ist diese Schnittstelle nicht immer glatt geregelt und es kommt zu Brüchen. Das macht einem den Wechsel nicht gerade leicht.
Wie könnten Studenten so etwas in den Griff bekommen?
Indem sie sich frühzeitig Gedanken über ihre Masterpläne machen und zügig überall erfragen, was für Kurse, Scheine und Inhalte sie mitbringen müssen. Dann haben sie Zeit, sich was einfallen zu lassen und mögliche Lücken zu schließen. Fallen ihnen die erst in der Bewerbungsphase für den Master auf, kostet sie das womöglich zusätzliche Zeit.
Auf welche Hürden stoßen Studenten noch?
Beim Bachelor-System kann man sich systembedingt keine Auszeiten leisten. Jede Prüfung zählt, um später an den Master seiner Wahl kommen zu können. Das ist ein enormer Druck. Gerade für Erstsemester, die sich ja erstmal an der Uni orientieren und ihren Rhythmus finden müssen. Ich glaube, das machen sich viele Studenten nicht so klar.
Was könnten Studierende dagegen tun?
An der Tatsache selbst können sie nicht viel ändern, aber sie können gleich vom Start weg versuchen, ihr Studium trotz aller vorgegebenen Strukturen sinnvoll zu planen. Und sie sollten sich zeitlich nicht unter Druck setzen. Es bringt einen nicht um, wenn man für den Bachelor ein Semester länger braucht. Lieber eines mehr investieren und mit guten Noten abschließen, als just in time fertig werden mit miserablen Zensuren.
Wo müssen Studenten noch aufpassen?
Beim Timing für die Master-Bewerbungen. In Deutschland folgt der Master in der Regel direkt auf den Bachelor - ohne eine Berufstätigkeit dazwischen. Das bedeutet, dass es bei der Bewerbung zeitlich oft sehr eng mit Zeugnissen und Noten wird. Besonders tricky ist das bei vorgeschalteten Auslandsaufenthalten. Bis man da alle Unterlagen beisammen hat, hat man schnell eine Frist versäumt. Ein Student braucht heutzutage immer eine gewisse Weitsicht.
Welche Kinderkrankheiten im neuen System werden sich Ihrer Meinung nach schnell geben?
Das Problem, dass sich Praktika derzeit noch schlecht ins Studium und die kurzen Ferien einbauen lassen, wird sich meines Erachtens bald lösen. Die ersten Unternehmen und Hochschulen arbeiten ja schon an entsprechenden Kooperationen. Und der Umstand, dass die Arbeitgeber noch nicht so viel mit Bachelor-Absolventen anzufangen wissen, wird sich mit der Zeit wohl auch geben. Bei anderen Schwachpunkten bin ich nicht so optimistisch.
Welche meinen Sie?
Zum Beispiel das schon angesprochene Problem der fehlenden Übergänge. Damit es aktiv angegangen wird, muss erst eine nennenswerte Zahl von Bachelor-Studenten Probleme gehabt haben und sich beschweren. Dann wandert das Thema in die Ausschüsse, erfordert eine Neuauflage der Studienordnung et cetera et cetera. Das dauert Jahre.
Interview: Ulrike Heitze