In Sachen Maschinenbau ist Deutschland weltweit unangefochten die Nummer eins. Um die Spitzenposition zu halten, muss die Branche weiter in die Forschung investieren - und braucht qualifizierten Nachwuchs.
Chancen
Kein Zweifel: Im internationalen Wettbewerb ist der Maschinenbau die deutsche Vorzeigeindustrie schlechtin. Sie ist mit derzeit 873.000 Beschäftigten der größte Arbeitgeber im Lande. Und ihre Auftragslage ist blendend: Allein in den ersten neun Monaten des Jahres 2007 lag der Auftragseingang der Branche um sagenhafte 31 Prozent über Vorjahresniveau. Und das nach einem Jahr 2006, das bereits Wachstumsraten von acht Prozent gebracht hatte. Top ist auch der Umsatz von rund 167 Milliarden Euro, der bereits im vierten Jahr in Folge gewachsen ist.
Die Rekorde der Branche haben gleich zwei Ursachen. Zum einen hat die Nachfrage in Deutschland - der Konjunktur sei dank - ganz deutlich angezogen. Zum zweiten ist der Ruf deutscher Produzenten und ihrer Maschinen mit dem Label "Made in Germany" weltweit so hervorragend, dass die deutsche Maschinenbaubranche global den Takt vorgibt: Drei Viertel aller in Deutschland gebauten Maschinen, genau 77 Prozent, gehen ins Ausland - egal ob Antriebstechnik, Kraftmaschinen, Werkzeugmaschinen oder auch Waagen -, in mehr als der Hälfte der 39 Teilbranchen des Maschinenbaus haben die Deutschen auf dem Weltmarkt die Nase vorn. 18,9 Prozent beträgt der Anteil deutscher Hersteller am Weltmarkt, weit mehr als die USA mit 12,8 Prozent und Japan mit 12,3 Prozent.
Vor allem die Innovationsfähigkeit der rund 3.000 vorwiegend mittelständischen Unternehmen ist Garant für den Spitzenplatz. "Deutsche Unternehmen haben einen Innovationsvorsprung von rund zwei bis drei Jahren", weiß Manfred Wittenstein, der Präsident des Branchenverbands VDMA. Das verdanken sie vor allem ihren kontinuierlichen Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie dem Bau neuer Prototypen. Erneut mehr als 14 Milliarden Euro gaben die Unternehmen dafür aus.
Klar ist, dass die Unternehmen weiterhin kräftig forschen müssen, um den Spitzenplatz zu verteidigen. Denn vor allem China ist auf dem Vormarsch, wie eine VDMA-Studie belegt. Das Fazit: China wird zur großen Exportmacht, aber nicht unbedingt zur großen Gefahr. Erreichen chinesische Maschinenbauer internationalen Standard - und das gilt für einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren -, sind sie für die Deutschen zwar ein weiterer Wettbewerber, der zwar "beeindruckend, aber nicht einschüchternd" sei.
Also muss Deutschland investieren: in gut ausgebildete und hoch motivierte Mitarbeiter. Schon jetzt sind die deutschen Ingenieure und Facharbeiter äußerst produktiv und setzen pro Kopf und Jahr rund 192.000 Euro um. Und der Bedarf an Fachkräften - gesucht sind Ingenieure und Informatiker, aber auch Facharbeiter - wächst nicht zuletzt dank steigender Nachfrage, die langfristig um mindestens vier Prozent pro Jahr anziehen dürfte. So sind die Auftragsbücher generell für mindestens sechs Monate voll, die Auslastung der Werkshallen liegt derzeit bei 91 Prozent.
Risiken
Eine stabile Währung wie der Euro ist schön, aber auch gefährlich. Denn allmählich schlägt der hohe Euro-Kurs auf die Auftragslage durch. Nur die hohe Qualität des deutschen Ingenieur-Know-hows verhinderte bislang einen starken Einbruch, weil deutsche Maschinen den Amerikanern zu teuer sind. Neben innovativen Produkten gilt es, die Servicequalität weiter auszubauen und neue Preis- und Geschäftsmodelle zu entwickeln, um die Risiken auszugleichen.
Eine weitere Gefahr: Anbieter, die nur Standardprodukte herstellen, haben mit der asiatischen "Fast-Follower"-Strategie - Nachahmer-Produkte werden mit nur geringfügigen Veränderungen auf den Markt gebracht - ein Problem. Hier ist Besserung kaum in Sicht, weil China entgegen aller öffentlichen Beteuerungen und Bemühungen die Produktpiraterie nicht in den Griff bekommt. Betroffen sind unter anderem Anbieter von Holzbearbeitungsmaschinen, Elektro-Handgeräten und Textilmaschinen. Genauer auf den Wettbewerb schauen müssen daher vor allem die Hersteller, die mit ihren Produkten Massenmärkte bedienen und Standardprodukte mit langen Produktionsläufen fertigen. Hier findet der Wettbewerb über den Preis statt - und in diesem Punkt können die Deutschen nicht mit den Produkten aus Billiglohnländern mithalten. (jul) Foto: Winternitz/Pixelio