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Der Jobguide Karriere-Blog

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Kommunikation im Job

Frauen sind anders, Männer auch

In einem Interview mit Spiegel Online stellt ein Karrieretrainer auf die Frage "Warum schaffen es so wenige Frauen in die Führungsetagen?" fest, dass das wohl hauptsächlich an den unterschiedlichen Sprachsystemen läge. Frauen hätten ein horizontales Sprachverhalten, das über Höflichkeit und Sympathie auf Gleichberechtigung setze und vor allem früher auf eine sachliche Argumentationsebene schwenke als Männer. Männer hingegen kommunizieren, so der Experte, vertikal: Bevor es um die Sache gehen könne, müssten Männer erst Rangordnung und Territorium abklären, egal, welche Rolle ihnen dann letztlich selbst zufiele.

Schlechtes Timing zwischen den Geschlechtern muss man da wohl konstatieren und sich etwas ratlos fragen, wie sich solch unterschiedliche Sprachmuster wohl in Zukunft überein bringen lassen. Solange es in den oberen Zirkeln noch den klaren Männerüberhang gibt, werden Frauen wohl nicht umhinkommen, endlich mal offensiv beim Klären der Hackordnung mitzumischen. Spannend wird's aber dann auch nochmal (vielleicht erst in ein paar Jahrzehnten?), wenn uns Frauenquote und Fachkräftemangel ausgeglichene Verhältnisse bescheren. Wie kommuniziert dann eine Gruppe mit gleich vielen Männern und Frauen? Und wie agieren Männer dann in einer Gruppe mit Frauenüberhang? Zumindest für Soziologen brechen spannende Zeiten an.  

                                                           
Quelle: Spiegel Online

Erstellt von: Ulrike Heitze | 08.04.2010 15:10 | Kommentar hinzufügen

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Karriereberatung

Wer, wenn nicht wir?

In der Dezember-Ausgabe unseres JobguideXpress habe ich hier von meinen Erfahrungen berichtet, dass Studenten allzuoft wild Praktika aneinanderreihen und sich alle Optionen offen halten wollen, statt sich irgendwann mal für eine Richtung zu entscheiden und diese dann zu vertiefen. Schließlich erwarten Arbeitgeber so etwas. Als Reaktion auf meinen Kommentar bekam ich eine Email von einer Karriereberaterin in einem Career Center. Sie schalt mich, dass ich den Studenten keinen Vorwurf wegen ihrer Unentschlossenheit machen könne. Weder im Elternhaus noch in Schule und Uni werde ihnen das beigebracht und deshalb könne man das wohl kaum von ihnen verlangen.

Nun, dieser Brief hinterlässt mich ein bisschen ratlos. Sollten wir unsere Leser also lieber in Watte packen und mit unliebsamen Wahrheiten hinterm Berg halten? Ich denke nein. Denn wenn schon Eltern und Uni diesbezüglich einen schlechten Job machen, wer, wenn nicht wir als Karriereredaktion, soll erklären, was da draußen in der Arbeitswelt gespielt wird. Denn die Unternehmen verlangen das sehr wohl. Das kann man unfair finden, ändert aber nichts. Und dann doch besser früher Bescheid wissen als erst zum Berufseinsteig, oder?

Erstellt von: Ulrike Heitze | 09.02.2010 14:32 | Kommentar hinzufügen

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Lebenslauf

Hört auf zu suchen, entscheidet Euch!

Vor kurzem hab ich in Köln auf dem Absolventenkongress zwei Tage lang in Sachen Jobstart und Bewerbung beraten. Dabei ist mir im Lebenslauf vieler Studenten etwas aufgefallen: Das Gros der Kandidaten hatte zwei bis fünf Praktika hinter sich. Das ist wunderbar, denn nur so kommen sie an die bei Arbeitgebern so begehrte Praxiserfahrung.

Jedoch: Viele der Bewerber hatten sich breit orientiert, von Produktion über Marketing und Personal bis hin zum Vertrieb alle großen Funktionen mal durchprobiert und konnten sich jetzt in der Phase des Berufseinstiegs immer noch alle Bereiche für sich vorstellen. Da frage ich mich dann: Was haben die aus ihren Praktika gelernt? Wie soll so ein Lebenslauf einen Personaler davon überzeugen, dass der Kandidat sein Herz wirklich ans Marketing verloren hat? Der Bewerber muss ihm doch völlig profillos erscheinen.

Und wie kann sich ein Berufsstarter ernsthaft in eine Aufgabe reinhängen, wenn im Hinterkopf immer der Zweifel nagt: Vielleicht wäre das Andere doch noch viel schöner gewesen? Ja, kann sein, vielleicht wäre es das. Vielleicht aber auch nicht.

Praktika sind nicht nur dazu da, den Lebenslauf aufzupimpen. Sie dienen vor allem dazu, sich selbst Klarheit zu verschaffen, wohin die eigene Reise geht. Es spricht absolut nichts dagegen, verschiedene Funktionen, Branchen und Unternehmensgrößen durchzuprobieren, aber irgendwann muss die Entscheidung fallen. Und wenn sie gefallen ist, dann ist es schlau, sich mit weiteren Praxiseinsätzen, Studienarbeiten et cetera tiefer in diesen Bereich einzuwühlen, um am Ende ein Profil zu haben.

Es mag witzig sein, sich am Samstagabend nicht für eine Party zu entscheiden, sondern überall mal kurz reinzuschauen. Aber im Job funktioniert das nicht: Wer sich immer alle Optionen offen hält, ist am Ende selbst unerwünscht.

Erstellt von: Ulrike Heitze | 07.12.2009 12:54 | Kommentar hinzufügen

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Finanzkrise

Wir haben alle nichts gelernt

- Kaum eine Zeitung, kaum ein Fernsehsender, der sich in den letzten Wochen nicht darüber echauffiert hat: Die Banker in London und an der Wall Street sind wieder ganz oben auf und zahlen sich trotz steuerfinanzierter Rettungsschirme und verursachter Wirtschaftskrise wieder Rekordgehälter. Auch bei heimischen Banken liest man von Willkommensprämien und garantierten Bonuszahlungen. Von schlechtem Gewissen und Mäßigung keine Spur. Längst werden wieder strukturierte Produkte - mit die Urheber der Krise - entworfen und unter neuen Namen vertickt. Sieht nicht danach aus, als hätte man viel dazu lernen wollen. Vielen Dank auch.

Aber mal ehrlich: Sind wir - die Nicht-Banker dieser Welt - so sehr viel weiter? Was haben wir - jeder einzelne Arbeitnehmer, jeder Chef, jeder Student, jeder Prof - eigentlich aus der Wirtschaftskrise gelernt? Haben wir unser Verhalten im Job und im Umgang mit Geld und Karriere groß geändert? Welcher Chef pfeift plötzlich auf flotte Quartalsergebnisse und setzt auf Zwei-, Drei- oder Fünfjahrespläne? Sind wir auf einmal weniger gierig hinter dem schnellen Erfolg, hinter Dienstwagen, Gehaltserhöhungen, Steuersparmodellen oder billig verdienten Credits her? Verzichten wir mehr als früher auf "Machenschaften", die rechtlich zwar einwandfrei, aber doch irgendwie moralisch zweifelhaft sind, wenn sie uns satten Profit versprechen?

Ohne die Finanzwelt jetzt aus ihrer Verantwortung zu entlassen - es war vieles nicht okay, was da gelaufen ist und was derzeit wieder anläuft - , aber bei aller Empörung über die anderen, wäre es auch angebracht, sich an die eigene Nase zu fassen. Die Krise ist schließlich für uns alle da ;-)

Erstellt von: Ulrike Heitze | 02.11.2009 08:24 | Kommentar hinzufügen

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Studenten-Förderung

Wollen wir wirklich nur die Akademikerkinder fördern?

Eine stolze Summe: 132 Millionen Euro stellt das Bundesbildungsministerium mittlerweile pro Jahr zur Förderung begabter Studenten bereit. Gut 20.000 Studenten werden nach einem Bericht auf Zeit Online damit durch die elf Begabtenförderungswerke unterstützt. Doch sieht es so aus, als würden durch die Auswahlverfahren die Stipendien einigermaßen ungleich über die Bevölkerungsschichten verteilt. Zu diesem Ergebnis kommt, so Zeit Online, eine Studie des Hochschul-Informations-Systems (HIS). Das Geld geht vor allem an Kinder gut verdienender Akademiker. Mehr als die Hälfte der Geförderten stammt aus Elternhäusern mit hohem sozialen Status. Weniger als zehn Prozent haben dagegen eine niedrige soziale Herkunft. Diese Relation ist noch deutlich schiefer als bei der normalen Studienverteilung (37 Prozent Akademikerkinder).

Die Stiftungen, die die staatlichen Gelder vergeben und die damit auch bestimmen, wer von ihren erlauchten Alumni-Netzwerken profitiert, reagieren einigermaßen ratlos auf diese Ergebnisse und diskutieren Änderungen in ihren Auswahlprozessen. Manche weisen aber auch darauf hin, dass man ja wohl nicht dafür zuständig sein könne, über die Stipendienvergabe Klassenproporz an den Unis herzustellen.

Aber warum eigentlich nicht? Die Stiftungen werden von unserer aller Steuergelder gespeist. Oder ist das zu einfach gedacht?

Erstellt von: Ulrike Heitze | 05.10.2009 14:32 | Kommentar hinzufügen

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Uni-Versprechen

Jobgarantie einklagbar?

Die Meldung könnte leicht als April-Scherz durchgehen ­­­- wenn das Thema dahinter nicht so ernst wäre: Eine amerikanische Informatik-Absolventin verklagt derzeit ihre Uni auf 70.000 Dollar Schadenersatz. Just jene Summe, die sie in ihre Ausbildung investiert hat. Ihre Begründung: Sie habe im April ihr Diplom am Monroe-College in New York erworben und suche seither erfolglos einen Job. Die Uni hätte zu Beginn des Studiums versprochen, über Mentoring und Bewerbungscoaching bei der Stellensuche zu helfen. Über mehr als drei E-Mails mit Stellenanzeigen sei die Uni bislang aber nicht hinausgekommen,  berichtet sueddeutsche.de mit Verweis auf den TV-Sender NY1.

Nun, fünf Monate erfolglose Jobsuche klingen noch nicht nach verpfuschtem Karrierestart. Und drei Stellenanzeigen sind zwar wenig, aber besser als nichts angesichts der aktuellen Arbeitsmarktlage. Welcher halbwegs klar denkende Mensch glaubt schon, was ihm die Werbung verspricht - egal, ob es um Waschmittel geht oder um Universitäten? Andererseits: Versprochen ist versprochen. Und ist es so falsch, die Einlösung vollmundiger Versprechen einzufordern?

Auch wenn uns der Ausgang der Klage hierzulande kaum tangieren dürfte: Unis - und allen voran die werbefreudigen und teuren Privathochschulen - müssen sich ernsthaft fragen, ob ihnen nicht irgendwann die gleiche Problematik drohen könnte. Vielleicht nicht vor Gericht, aber im Hinblick auf ihre Reputation.

Was wäre, wenn ein MBA-Absolvent den angepriesenen Karrieresprung tatsächlich mal einfordern würde? Führungsjob oder Geld zurück? Was wäre, wenn nach dem Doktor-Titel an einer Exzellenz-Uni die brillante Wissenschaftler-Karriere eingeklagt würde? - Ein interessantes Gedankenspiel.

Quelle: Süddeutsche Zeitung

Erstellt von: Ulrike Heitze | 04.09.2009 18:15 | Kommentar hinzufügen

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Wunsch-Arbeitgeber

Was wollen die alle bei Google?

Nun ist es also mal wieder offiziell: Absolventen wollen am liebsten bei Google arbeiten. Und wenn nicht da, dann bei Apple, BMW, Porsche oder McKinsey. Im Juni und Juli jedes Jahres erreicht die kollektive und sich selbst verstärkende Augenwischerei in Sachen Traumkarriere immer ihren Höhepunkt. Denn da veröffentlichen die Marktforscher Universum und Trendence immer ihre neuesten Listen mit Wunscharbeitgebern. Tausende Studenten und Absolventen in Eu­ropa werden im Vorfeld dazu befragt, bei welchem Unternehmen sie am liebsten anfangen würden. Und die Antworten werden verdichtet zu schicken Tabellen, die kurz darauf in jeder Karriere-Publikation zu finden sind.

Unternehmen, die hier ganz oben gelis­tet sind, können sich zufrieden auf die Schulter klopfen: Alles richtig gemacht beim Personalmarketing. Wer weiter unten rangiert oder gar nicht vorkommt, wird im nächsten Jahr wohl ein bisschen mehr Budget für Selbstdarstellung locker machen müssen. Denn eine gute Platzierung sorgt für weitere Publicity und die für eine noch bessere Platzierung, sagt die Logik.

Aber welchen Schluss kann ein Student aus diesen Listen für seine Arbeitgebersuche ziehen? Auf jeden Fall nicht den, dass Google & Co. ganz tolle Arbeitgeber sind. Schließlich wurden hier Menschen befragt, bei denen man davon ausgehen kann, dass sie noch nie einen Fuss über die Schwelle eines der gelisteten Unternehmen gesetzt haben.

Zugegeben, der Umkehrschluss wäre auch nicht legitim: Alle Gutplatzierten mögen in der Tat gute Arbeitgeber sein - aber da müsste man mal jemanden fragen, der sowas halbwegs beurteilen kann. Letzlich sagen die Rankings vor allem was über das Marketing der Unternehmen aus - das Produktmarketing insbesondere: Google nutzen wir alle, Apple baut coole iPods, BMW und Porsche schicke Autos.

Deshalb mein Fazit zu all diesen Rankings: Für Unternehmen eine feine Sache. Für Absolventen totaler Mumpitz.                

(Quellen: Trendence, Universum, Frankfurter Allgemeine Zeitung)

 

Erstellt von: Ulrike heitze | 03.08.2009 10:15 | Kommentar hinzufügen

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Bildungsstreik

Weniger wäre mehr gewesen

- Als Mitte Juni die Berichte über den bundesweiten Bildungsstreik der Schüler und Studenten tagelang bunt und schrill über die Mattscheibe flimmerten, war mein erster Gedanke: "Na endlich, das hat ja lange genug gedauert, bis die endlich mal den Mund aufmachen." Zehntausende Plakate schwenkend auf der Straße, gespielte Banküberfälle, echte Uni-Besetzungen. Das ist doch mal was.

Beim Blick auf den Forderungskatalog wurde mir dann allerdings ein bisschen schummerig: Abschaffung der Studiengebühren, Einstampfen des aktuellen Bachelor- und Mastersystems, Schaffung von mehr Studienplätzen, bessere Betreuung, Sanierung der Unis, mehr Geld für Lehre, weg mit dem Exzellenzdenken und und und. Da ist beim Brainstormen einiges zusammengekommen. Den Weltfrieden hätte man vielleicht noch ergänzen können.

Denn das Problem ist doch: Wer so vieles auf einmal fordert, läuft Gefahr, als unersättlich oder als Phantast belächelt zu werden, mögen die Kritikpunkte im einzelnen noch so berechtigt sein. Wobei sich viele ältere Zuschauer auch gedacht haben werden: Was wollen die eigentlich? Auch zu unserer Zeit waren die Hörsäle voll und die Wartelisten lang. Wer soll denn das alles bezahlen?

Die Reaktion ist jedenfalls absehbar: Wie Eltern sich aus der übervollen Weihnachtswunschliste ihres Kindes das ihnen genehmste Geschenk herauspicken und den Rest mit einem "Du kannst aber doch nicht alles davon haben" ad acta legen, werden sich auch die Bildungsverantwortlichen nur die für sie populärsten Punkte herausgreifen. Ob das dann die sein werden, die den Studenten am meisten weiterhelfen würden, ist unwahrscheinlich. Immerhin hat Bildungsministerin Schavan mittlerweile angekündigt, die Konzeption der Bachelor-Studiengänge noch mal kritisch unter die Lupe nehmen zu wollen. Ich bin jedenfalls gespannt, was vom bundesweiten Bildungsstreik bleibt.

Quellen: Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Rheinische Post, Der Westen

Erstellt von: Ulrike Heitze | 30.06.2009 15:37 | Kommentar hinzufügen

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Bachelor/Master

Viel Murks - und was nun?

Die Zeichen mehren sich, dass etwas nicht stimmt im Staate Dänemark. Mit Marius Reiser hat vor kurzem der erste Professor seinen Lehrstuhl - Katholische Theologie an der Uni Mainz - zurückgegeben, weil er sich das neue Master-Bachelor-System nicht länger antun will. "Bildungs- und forschungsfeindlich" sei es, sagt er zu Spiegel Online.

Schon in unserem April-Newsletter zeigten ein Professor und ein ehemaliger Student sehr anschaulich auf, wo für sie der Wurm im neuen System steckt: zu verschult, zu eng gesteckt, zusammengestückelt und zeitlich wie inhaltlich nicht aufeinander abgestimmt (Ihre Kritik und ihre Tipps hier unter: Studium und Weiterbildung). Und nun spricht auch noch eine aktuelle HIS-Befragung Bände: In der so genannten Winbus-Studie wurde der wissenschaftliche Nachwuchs an den Hochschulen befragt, wie er die Reform der Studienstruktur beurteilt. Das Urteil der Doktoranden fällt einigermaßen vernichtend aus: Nur 16 Prozent finden die Reform positiv. Die Hälfte gibt an, dass sie das Ganze heute skeptischer als bei der Einführung oder sogar als komplette Fehlentwicklung sehe. Zwei Drittel erkennen nicht, dass ein Bachelor-Abschluss auf eine Berufsbefähigung hin ausbilde. Und ihr eigener Alltag, den sie eigentlich mit Forschung füllen sollten, um gute Wissenschaftler zu werden, droht an neuen Aufgaben für Administration und Lehre zu ersticken. Unterm Strich kann man die Studienreform also kaum als Erfolgsstory erzählen.

Doch was hat das für Konsequenzen für die heutige Studentengeneration? Welchen Rat kann man ihr mitgeben? Studiert im Ausland, dort ist man vielfach schon weiter? Leider keine massentaugliche Empfehlung.

Da hierzulande wohl nicht mit einer Spontanheilung des Systems zu rechnen ist, kann man wohl nur raten: Augen zu und durch. Und das Beste draus machen. Platitüden, ich weiß. Aber wie soll mir Schlaueres einfallen als den Reformmachern?

Erstellt von: Ulrike Heitze | 30.05.2009 18:41 | Kommentar hinzufügen

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Unternehmen/Eigentümer

Drum prüfe, wer sich bindet!

Wer unsere Jobguide-Bücher kennt, weiß, dass wir bei Arbeitgebern, die wir porträtieren, auch immer alles Wesentliche über die Eigentumsverhältnisse eines Unternehmens zusammenfassen: Ob es von Eigentümern oder Fremdmanagern geführt wird, ob es börsennotiert ist oder nicht, wie viel Prozent der Anteile in Streubesitz sind, wer die Muttergesellschaft ist und ob ein strategischer Investor oder Finanzinvestor engagiert ist - solche Informationen mögen manchem Jobsuchenden vielleicht erstmal nicht sonderlich spannend erscheinen. Doch wie relevant sie für die eigene Karriere sein können, zeigt sich bisweilen erst in der Krise. Ein Unternehmen etwa, das komplett in Familienhand ist, kann zwar in Schieflage geraten, aber nie von Wettbewerbern feindlich übernommen werden. Und ein Unternehmen, das börsennotiert ist, folgt immer dem Takt der Quartalsberichterstattung - und zwar nicht nur dessen Top-Management, sondern alle Mitarbeiter, die für irgendwelche Ergebnisse gerade stehen müssen. Dann kann es spannend sein zu wissen, welche Ziele ein Großaktionär verfolgt. Und wenn es an der Börse schlecht läuft, dann zieht sich der Stress sehr schnell durch eine ganze Organisation.

Vorsicht ist sicher geboten, wenn ein Unternehmen mehrheitlich Finanzinvestoren gehört. Wer hier anheuert, muss sich im Klaren sein, dass Wagniskapitalgeber immer nur wenige Jahre engagiert bleiben, um dann durch einen Weiterverkauf des Unternehmens - als Ganzes oder in Teilen - oder einen Börsengang großes Geld zu machen. Bis dahin geben solche Investoren Geld, das sie sich selbst geliehen haben und wollen es saftig verzinst haben, denn sonst geht ihre Rechnung nicht auf. Deshalb nehmen sie auch wenig Rücksicht in schwierigen Zeiten, bei denen man manchmal mit bescheidenen Renditen überwintern muss. Ihre eigene Rendite ziehen sie ganz wesentlich aus Management-Gebühren, die ihr Anlageobjekt an sie in jedem Fall zu zahlen hat, unabhängig von dessen Gewinn. Nicht umsonst gehen derzeit eine Menge Unternehmen in die Insolvenz, bei denen Finanzinvestoren das Sagen haben.

Erstellt von: Annette Eicker | 04.05.2009 12:41 | Kommentar hinzufügen

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Frauen und Karriere

Chefin = Einsam ?!

"Frauen in Top-Positionen finden immer häufiger keine Männer." Zu diesem frustrierenden Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Züricher Management-Beraterin Christina Künzle. Die nüchternen Zahlen: Ein Drittel aller befragten Managerinnen hatte gar keine intakte Beziehung mehr, obwohl sie angaben, dass sie sich eine wünschten. 20 Prozent bezeichneten den Zustand ihrer Partnerschaft als schlecht. Fast ein Viertel war geschieden, vier Jahre zuvor waren es nur 14 Prozent gewesen. Eine Ehe leisteten sich 2008 nur noch 40 Prozent, fast neun Prozent weniger als vier Jahre zuvor. Bei den Managern waren dagegen im Vergleich 90 Prozent  verheiratet, 80 Prozent hatten Kinder.

Mögliche Gründe für diese einsamen Zahlen liefert die Beraterin gleich mit: Die Frauen nähmen berufliche Verhaltensmuster wie Durchsetzungsstärke und Kostenbewusstsein mit ins Privatleben, wo das schlecht ankäme. Sie würden wie im Beruf überall die Messlatte anlegen, bewerten und gewichten und damit die Beziehung vergiften. Wochenenden, Freizeit und private Netzwerke müssten für den Job dran glauben. Und: Frauen wollten erfolgreichere Partner. Ab einer gewissen Hierarchiestufe wird die Luft dann eben dünn.

All das mag unterm Strich schon stimmen, doch frage ich mich nun: Machen männliche Führungskräfte das alles anders? Hocken die nicht auch bis um Mitternacht im Büro? Können die eine Woche mit knüppelharten Entscheidungen einfach so abstreifen und ein handzahmer Kuschelbär werden? Falls ja, dann hätte ich gerne das Rezept, wie man das anstellt. Ich bin zwar keine Top-Managerin, kenne die Probleme aber auch.

Und falls Chefs im Privatleben die gleichen Verhaltensweisen an den Tag legen wie Managerinnen, kann mein Rat an die Chefinnen wohl nur lauten: Versucht?s doch mal mit den Ehefrauen der Manager. Die scheinen mit so etwas ja leben zu können - oder zu müssen.

Quelle: www.karrierebibel.de

Erstellt von: Uli Heitze | 04.04.2009 21:19 | Kommentar hinzufügen

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Richtiges Studienfach

Ohne Wiwi-Wissen wird's schwer

Wer Vorstand werden will, studiert am Besten irgendetwas mit Wirtschaft - und an einer Uni. Das ist die direkte Lehre, die man wohl aus einer Untersuchung der Unternehmensberatung Simon-Kucher ziehen muss. Die Berater hatten sich die akademischen Lebensläufe der Dax-Vorstände vorgeknöpft und festgestellt, dass mehr als die Hälfte der Firmenbosse Wirtschaftswissenschaften studiert hat. Jeder Fünfte hat einen Dipl.Ing. und nur 15 beziehungsweise 13 Prozent haben etwas Naturwissenschaftliches oder Jura abgeschlossen. Nur ein mickriges Prozent der Dax-Vorstände hat sich mit Sprachwissenschaften befasst. 82 Prozent waren an einer Uni, Absolventen der LMU München und der Uni Göttingen landeten überdurchschnittlich oft ganz oben.

Okay, nicht jeder Student will mal Vorstand werden. Und Simon-Kucher Senior Berater Christoph Lesch betont im Studentenmagazin Unicum, dass zum Karriere machen auch Glück gehört und dass man sich den Erfolg immer wieder erarbeiten müsse. Die Wahl des Studienfaches und des -ortes sei nur ein Baustein, dessen Bedeutung sich im Laufe der Jahre verliere.
Das bedeutet aber doch nur: Nicht jeder, der die "perfekten" Ausgangsbedingungen hat, landet später im Chefsessel.

Und so lassen die Ergebnisse der Studie auch den Umkehrschluss zu: Wer keine perfekten Einstiegsbedingungen mitbringt - eine unbedeutende Uni gewählt hat, ohne Wirtschaftsbezug studiert, auf Geistes- und Sozialwissenschaften setzt - wird erst recht kein Chef, egal wie viel Glück und Energie später mit im Spiel sind.

Deshalb der Rat an alle, die ihre Chancen auf eine Karriere wahren wollen: Deckt euch zumindest im Nebenfach mit BWL, VWL & Co. ein. Das Angebot, ein Dax-Unternehmen zu führen, kann man ja dann immer noch ablehnen.

Erstellt von: Ulrike Heitze | 01.03.2009 21:04 | Kommentar hinzufügen

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Recruiting

Heute über morgen reden

Jetzt kommen sie wieder, die Zeiten, in denen viele Arbeitgeber Personalmarketing nur betreiben, um nicht ganz von der Bildfläche zu verschwinden. Auf mancher Rekrutierungsmesse werden wir demnächst wieder erleben, dass Unternehmensvertreter ein wenig verschüchtert in ihren viel zu großen Ständen stehen und wenig zu bieten haben, weil bei ihnen eigentlich Einstellungsstopp herrscht.

Bewerber macht das sauer: "Warum kommen die denn, wenn sie nichts im Regal haben?" Nun, Arbeitgeber denken im besten Fall über den Tag hinaus. Denn eine Arbeitgebermarke in den Köpfen von Studierenden und Absolventen zu verankern, kostet eine Menge Geld. Und klar ist, dass nach der Krise der Fach- und Führungskräfte-Mangel in voller Schönheit zurückkehrt. Da möchte man jahrelange  Aufbauarbeit in Sachen "Employer Branding" nicht wegen eines Jahres über den Jordan gehen lassen: Gerade, wenn die Zeitungen voll sind von schlechten Nachrichten über das eigene Unternehmen, empfiehlt es sich, Flagge zu zeigen,  Rede und Antwort zu stehen, mit Ehrlichkeit Vertrauen aufzubauen.

Außerdem gibt es mitten im Krisengetümmel neben denen, die nur zum Small Talk da sind, auch jene, denen es vergleichsweise gut geht. Siemens zum Beispiel. Lange Zeit von einer Restrukturierung in die nächste gestolpert und von Skandalen gebeutelt, stellt ordentlich ein. Auch in der Branche der Erneuerbaren Energien wird gesucht, ebenso wie bei den Discountern, die derzeit wachsen wie lange nicht. Und in Ostdeutschland werden händeringend Leute gesucht. Die FAZ berichtete erst kürzlich von Unternehmern, die in Dresden die Pendler am Bahnhof ansprechen und ihnen Jobs anbieten.

Und dann gibt es noch die dritte Gruppe von Unternehmen: Die, die von der Krise gebeutelt sind, aber trotzdem einstellen: Auch hier laufen - fast immer - die Nachwuchsprogramme weiter, werden Praktikanten aufgenommen, Hochschulabsolventen eingestellt und duale Studienprogramme angeboten.
Auch Bewerber sollten also über den Tag hinaus denken, Gespräche führen, Kontakte halten. Es kann sich sofort oder erst demnächst auszahlen.

Erstellt von: Annette Eicker | 05.02.2009 22:47 | Kommentar hinzufügen

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Regulierung von Praktika II

Praktigesetze auf Eis - ein Segen?!

8. Januar 2009 - Die von der Regierung geplanten Gesetze zur Regulierung von Praktika sind fürs Erste vom Tisch: Das Arbeits- und das Bildungsministerium konnten sich über die Rahmenbedingungen wieder nicht einigen und gaben das Thema in die Fachausschüsse zurück. Vor den Wahlen wird das wohl nichts mehr.

Geplant war, dass Absolventen (! Nicht Studierende) künftig drei Jahre, statt bisher zwei Monate, Zeit haben gegen eine miserable Praktikumsvergütung zu klagen. Darüber hinaus sollten Praktika per Gesetz als Lernverhältnisse festgeschrieben und nur schriftlich geschlossen sowie die Beweislast umgekehrt werden. Unternehmen hätten dann beweisen müssen, dass sie den Hospitanten nicht ausgebeutet haben. Spätestens bei der neuen Drei-Jahres-Frist zog Bildungsministerin Schavan die Reißleine. Das kille Praktika, so ihre Begründung.

In der Tat kommt eine DIHK-Umfrage unter 1.100 Unternehmen zu dem Ergebnis, dass die Firmen dann tatsächlich viel weniger Praktika anbieten würden. Besonders abschreckend: die Drei-Jahres-Frist und die Beweislastumkehr, weil sie für unkalkulierbare Risiken und einen hohen Organisationsaufwand bedeuten.

Ob solche Gesetze überhaupt gebraucht werden, bleibt eh fraglich: Schließlich ist kein Student und kein Absolvent gezwungen, sich ausbeuten zu lassen. Wer im Praktikum nichts lernt, sollte den Mund aufmachen und sich schlimmstenfalls ein neues suchen - das muss ein Arbeitnehmer schließlich auch tun, wenn er an den falschen Job gerät.

Und wer sich auf ein unbezahltes Praktikum einlässt - in einigen Branchen wie in der Werbung, den Medien oder der Architektur ist das ja nicht unüblich - muss dafür sorgen, dass seine Bilanz auf andere Weise stimmt: Weil er irre viel lernt, ein tolles Renommee im Lebenslauf mitnimmt oder einfach einen Fuß in die Tür bekommt. Stimmt die Gleichung auch da nicht, ist es Zeit zu gehen.

Erst wenn schwarze Arbeitgeber-Schafe keine Praktikanten mehr finden, die sich ausbeuten lassen, ändert sich echt was. Dazu brauchen wir aber keine neuen Gesetze, sondern mehr Mundpropaganda und mehr Mut bei jedem Einzelnen.

Quellen: Zeit.de, Spiegel Online, Handelsblatt

Erstellt von: Ulrike Heitze | 08.01.2009 11:44 | Kommentar hinzufügen

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Richtiges Unternehmen

Wissen, was läuft - und was eben nicht

1. Dezember 2008 - Porsche, BMW, Audi, McKinsey, Siemens, PWC & Co.: So oft die Marktforscher vom Trendence Institut in ihrem Absolventenbarometer die Lieblingsarbeitgeber von angehenden Ingenieuren, Kaufleuten oder Informatikern erfragen, finden sich immer die gleichen bekannten Markennamen. Ein bisschen phantasielos, aber soweit noch nicht schlimm. Problematisch wird es aber, wenn diese Absolventen zur Jobsuche aufbrechen und auch wieder nur das gleiche begrenzte Repertoire abklappern. Da feilen Absolventen dann tage- und wochenlang an mustergültigen Bewerbungsunterlagen und beweisen bei der Auswahl der Unternehmen, denen sie ihre Werbeschreiben schicken, eine erstaunliche Realitätsferne: McKinsey sucht Leute mit einer Eins vor dem Komma? Ich hab zwar nur 'ne Drei, aber egal, ich bewerb' mich trotzdem mal. Bei Porsche will man einschlägige Praktika? Hab ich nicht, aber so eng werden die das schon nicht sehen. Für Nestlé braucht man Auslandserfahrung? Sch... drauf. Vielleicht nehmen sie mich ja trotzdem. - Eben nicht!

Die Wahrscheinlichkeit als Dreier- oder Schlechter Zweier-Kandidat mit mittelmäßigen Praktika bei den Großen einer Branche zu landen, geht gegen Null. Bei denen bewerben sich genügend Einser-Kandidaten oder Leute mit dem gewissen Extra. Schon bei der ersten Sichtung der Unterlagen fällt man dort durch den Rost.

Nicht, dass es ehrenrührig wäre, ein mittelmäßiges Studium hinzulegen, einige Semester mehr zu brauchen oder bei den Praktika geschludert zu haben. Aber es ist Unsinn, das zu ignorieren und die Bewerbungsstrategie nicht darauf einzustellen. Warum Geld, Energie und Hoffnung in Bewerbungen investieren, die ohnehin zurückkommen? Warum auf dem Absolventenkongress in der ellenlangen Accenture-Schlange rumstehen, statt das Gespräch mit Unternehmen zu suchen, die man noch nicht kennt?

Wie sagte meine Mutter immer, wenn ich mal wieder beim aktuellen Klassenschwarm abgeblitzt war? Kopf hoch, andere Mütter haben auch schöne Söhne. Man muss sie nur auf der richtigen Party suchen.

Erstellt von: Ulrike Heitze | 01.12.2008 19:18 | Kommentar hinzufügen

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Sicherer Arbeitsplatz

Welche Sicherheit, bitte?

4. November 2008 - Sicherheit ist für Studierende das wichtigste Kriterium bei der Wahl des Arbeitgebers - wichtiger als Karriere, Internationalität, Gehalt und auch wichtiger als die Weiterbildungsmöglichkeiten. Zu diesem Ergebnis kam die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young in einer Befragung von Studierenden, die noch vor der heißen Phase der Finanzkrise erhoben wurde. Unter Sicherheit, meint Steffen Laik, Head of Human Resources bei Ernst & Young im Interview mit Jobguide (siehe Video), dass Studierende sich beim Arbeitgeber einen "Heimathafen" erhoffen, von dem aus sie ihre weitere Karriere entwickeln können.

Zum Zeitpunkt der Erhebung - im Juni dieses Jahres - gingen noch 86 Prozent der 5.000 Befragten davon aus, zügig eine Anstellung zu finden, die ihren Erwartungen und Qualifikationen entspricht: "Die sind sehr selbstbewusst", stellt Laik fest, und wundert sich, dass trotz dieser großen Zuversicht doch Sicherheit so wichtig ist.

Die Frage ist allerdings auch: Was stellen sich die Befragten unter Sicherheit vor? Und wo hoffen sie, die zu kriegen? Im Moment scheint kein Wirtschaftszweig von den Folgen der Finanzkrise vollkommen verschont zu bleiben. Und auch Unternehmen, die noch nichts spüren, wie etwa Linde, treten vorsorglich auf die Kostenbremse. Und andere, wie Siemens, haben auch in guten Jahren kontinulierlich Jobs abgebaut in Deutschland. Selbst der öffentliche Dienst bietet sich als sichere Insel nicht mehr an wie früher. Sicherheit kann da auf die Dauer nur jeder in sich selbst finden: durch eine gute Ausbildung, viel Energie, Engagement, bedingungslosen Einsatz. Ziemlich altmodisch, leider - und in Krisenzeiten nicht immer ideal vereinbar mit dem Bedürfnis nach Work-Life-Balance, das hinter Sicherheit den zweiten Platz belegt auf der Skala der Befragten. Hier geht's zur Studie.      

Erstellt von: Annette Eicker | 04.11.2008 16:30 | Kommentar hinzufügen

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Schlechte Chefs

Lasst Indianer auch Karriere machen!

8. Oktober 2008 - Warum um Himmels willen gibt es bloß so viele schlechte Chefs? Eine Frage, die sich wohl jeder Berufstätige früher oder später mal stellt. Die Antwort auf diesen Stoßseufzer ist ebenso simpel wie tragisch: Weil hierzulande "Karriere machen" und viel Geld verdienen eben bedeutet, Häuptling zu werden. Zwei Drittel aller Ingenieure in einer Fachposition zum Beispiel, so schreibt die FAZ, verdienen zwischen 60.000 und 90.000 Euro. Ihre Technikkollegen dagegen, die auch noch ein Team führen, werden mehrheitlich viel besser bezahlt: Mehr als die Hälfte der Ingenieure im Führungsjob rangiert jenseits der 90.000 Euro. Ergo wollen alle auf Biegen und Brechen Häuptling werden.

Die Unternehmensberatung Towers Perrin hat dieses Dilemma jüngst in einem internen Interview thematisiert. Towers Perrin-Partner Jörg-Peter Domschke merkt hier an: "Viele fachlich talentierte Ingenieure folgen oft gezwungenermaßen einer Führungskarriere, obwohl sie selbst wissen, dass dies nicht ihr Weg ist." Leider fehle, sagt Domschke, in vielen Unternehmen für Ingenieure die Karrierealternative einer Fachlaufbahn, die ohne Personalverantwortung auskommt und trotzdem Aufstiegschancen bietet.
Die Folge: Das Unternehmen verliert einen guten Ingenieur und bekommt eine schlechte Führungskraft - und Untergebene, die darunter leiden.

Warum sich so viele Unternehmen seit Jahrzehnten eine solche Ressourcenverschwendung leisten und nicht aktiver an innovativen Fach- und Projektlaufbahnen feilen, bleibt ein Rätsel. Immerhin scheint es im Zuge des War for Talent und der demografischen Entwicklung ein Umdenken zu geben. Immer mehr Unternehmen, wie jüngst der Stahlhersteller Salzgitter, bauen spezielle Expertenlaufbahnen für Ingenieure auf.

Ein Angebot, das eigentlich nicht nur für Ingenieure gelten sollte. Denn auch BWLer sind nicht zwangsläufig begnadete Führungskräfte. Beide werden sich jedenfalls unter einem guten Häuptling viel engagierter in den Kampf stürzen als in eine eigene Führungsrolle, die ihrem Naturell nicht entspricht.

Erstellt von: Ulrike Heitze | 08.10.2008 18:08 | Kommentar hinzufügen

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Unternehmen/Restrukturierung

Vordertür zu - Hintertür offen

8. September 2008 - Was soll man als Jobeinsteiger von solchen Meldungen halten: Die Commerzbank verleibt sich die Dresdner ein und streicht dort 9.000 Stellen, Eon baut 1.800 Jobs ab, Infineon spart 3.000, Siemens 17.000 und Ergo knapp 2.000 Stellen ein ? Lohnt sich da noch eine Bewerbung? Oder sollte man diese Arbeitgeber besser gleich von seiner Liste streichen, weil da in Sachen Karriere jetzt nichts mehr zu holen ist? Nein, das wäre ein Trugschluss! Gerade in sehr großen Konzernen gibt es fast ständig Personalbedarf. Und der ist bei weitem nicht immer zu decken aus den Reihen derer, deren Jobs durch Restrukturierungen entfallen. Ein Konzern wie Siemens stellt daher seine Recruiting-Aktivitäten während so einer Entlassungswelle nie komplett ein. Mit Rücksicht auf Belegschaft und Betriebsrat hängt man das Neueinstellungsgeschäft nicht mehr an die große Glocke - oder lässt es etwas langsamer angehen. Doch einzelne Geschäftsbreiche sind auch in diesen Tagen noch auf Recrutierungsmessen zu finden. Generell gilt: Trainee- und Nachwuchskräfteprogramme laufen in aller Regel weiter. Als unbeleckter Neuer hat man in einem "restrukturierten" Unternehmen möglicherweise sogar bessere Karten als ein lang gedienter Kandidat mit
"Vor-der-Krise"-Historie. 

Als Newcomer landet man dann erst mal in einem aufgewühlten Unternehmen, in dem die Stimmung möglicherweise angeknackst ist. Mit so etwas muss man leben können. Auf der anderen Seite ist der Laden dann bald runderneuert und ? sofern die Manager ihren Umbaujob gut machen - zukunftsfähiger aufgestellt. Andere Unternehmen haben solch eine Renovierung vielleicht erst noch vor sich.

Das soll hier jetzt kein Aufruf sein: "Leute, bewerbt euch bei Unternehmen, die Personal abbauen!" Aber es heißt: "Klar kann man sich da bewerben." Wenn die Umbau-Story und die Perspektiven stimmen. Auf jeden Fall wird?s da nicht so schnell langweilig.

Ulrike Heitze
Redakteurin Jobguide

Erstellt von: Ulrike Heitze | 08.10.2008 18:07 | Kommentar hinzufügen

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Frauen und Gehalt

Frauen werden schlechter bezahlt - kein Wunder!

4. Juli 2008 - In den letzten Wochen machten wieder diverse Studien die Runde, in denen nachgewiesen wurde, dass Frauen hierzulande deutlich weniger verdienen als Männer - und zwar in einem Ausmaß, das die allermeisten anderen EU-Länder weit in den Schatten stellt. Im Schnitt erhalten Frauen gut ein Fünftel weniger Geld als Männer, so eine EU-Studie. In der Geschäftsführung öffnet sich die Schere sogar bis auf 35 Prozent.

Das ist ausgesprochen ungerecht - aber aus Sicht eines Arbeitgebers teilweise auch verständlich: Wem sollte man mehr zahlen - dem Mitarbeiter mit fünf- oder dem mit zehnjähriger Berufserfahrung? Wer bekommt die größeren Teams anvertraut ? der, der 70-Stunden kloppt oder der, der den Sprössling nachmittags um Fünf aus der Kita holt? Und wer kriegt mehr Geld - der, der regelmäßig und selbstbewusst seine Leistungen betont, oder der, der selten bis nie nach einer ordentlichen Gehaltserhöhung fragt?

Dies alles sollen keine Entschuldigungen für das Verhalten der Unternehmen sein. Sicherlich ließe sich die Arbeitswelt mit ein bisschen guten Willen auch ganz anders organisieren, so dass viele dieser Fragen irrelevant würden. Aber trotzdem: An vielen - nicht allen - Ungerechtigkeiten tragen die Frauen auch Mitschuld. Frauen wählen nach wie vor mit Vorliebe Studiengänge, die in schlecht bezahlte Branchen und Jobs führen. Frauen setzen - freiwillig oder gezwungenermaßen - jahrelang im Job aus oder landen in Teilzeit, ohne ihre Kerls entsprechend auch mal in die Pflicht zu nehmen. Frauen lassen sich, so die Erfahrungen vieler Personalberater, in Einstellungsgesprächen bereitwillig deutlich billiger einkaufen als die Männer. Frauen lassen sich eine solche Behandlung viel länger bieten als Männer, bevor sie die Konsequenzen ziehen und sich einen besseren Arbeitgeber suchen (und die gibt es!).

Zum Schlecht-bezahlt-werden gehören immer zwei. Einer der (wenig) zahlt und einer, der das Wenige klaglos annimmt. Deshalb: Mädels, macht endlich den Mund auf.

Quellen: Kienbaum, Rheinische Post, eigene Recherche

Erstellt von: Ulrike Heitze | 08.10.2008 18:07 | Kommentar hinzufügen

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War for Talents

Nieder mit den Kaffeefahrten!

9. Juni 2008 - Mit Bertelsmann ins Silicon Valley, mit BCG nach Tirol. McKinsey bietet die Ostsee, Danone lädt zum Klettern in die Alpen, Bosch nach Schweden zum Fahrsicherheitstraining. Die Recruiting-Events, die das Onlineportal der FAZ zusammengetragen hat, zeigen mir exemplarisch: Es ist wieder so weit. Im Bemühen, den immer rarer werdenden Nachwuchs ins Boot zu ziehen, greifen die Arbeitgeber wieder fleißig in die Bespaßungskiste, schippern aussichtsreiche
Kandidaten imagewirksam durch die Gegend und versuchen, mit der großen weiten Welt zu beeindrucken. Dieses Gebaren hat es vor neun, zehn Jahren schon einmal gegeben - kurz vor dem Platzen der Börsenblase. Als die Dot.coms dann tot waren und als Wettbewerber im Recruiting-Geschäft ausfielen, ist die Old Economy dann wieder zu Schwarzbrot-Schnittchen in der Provinz zurückgekehrt.

Nun ist der Verdrängungswettbewerb also wieder an dem Punkt, wo Arbeitgeber sich genötigt sehen, bei der Bewerbersuche mit schicken Events an exklusiven Locations aufzutrumpfen. Und man kann es Absolventennicht verdenken, wenn sie die Chance nutzen, ein bisschen rumzukommen und mit Gleichgesinnten Spaß zu haben.

Doch eins muss klar sein: Das ist nichts anderes als eineKaffeefahrt für Absolventen - allein, dass es bei diesenWerbeveranstaltungen nicht um Heizdecken für Seniorengeht oder irgendwelchen Schund, sondern um Arbeitsbeziehungen für mehrere Jahre. Doch eine Showbleibt eine Show - mit dem alleinigen Ziel zubeeindrucken.Clevere Bewerber lässt dieser Zinober kalt. Nur weiljemand ins Luxushotel einlädt, ist er nicht automatischein guter Arbeitgeber. Und ein spaßigesRahmenprogramm bedeutet nicht, dass es auch Spaßmacht später im Job. Seinen ersten Arbeitgeber sollteman besser danach aussuchen, welche Perspektiven erbietet, wie die Menschen sind und das Klima unter ihnen.Darüber sagt so ein Ausflug leider wenig aus - mehrschon über die Qualität der Event-Agentur.

Wer sich von Kreuzfahrt-Shows beeindrucken läßt, verpasst vermutlich viele Arbeitgeber, die auch tolle Chancen bieten, sich aber solches Brimborium nicht
leisten können - oder wollen. Und das sind nichtautomatisch die schlechteren.

Ulrike Heitze

Quelle: faz.net

Erstellt von: Ulrike Heitze | 08.10.2008 18:07 | Kommentar hinzufügen

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Bewerbungsprozess

Genervt von Manager-Klonen

5. Mai 2008 - Unternehmen, die große Zahlen von Bewerbungen sichten müssen, sind bemüht, das so weit wie möglich elektronisch zu tun. Das geschieht nach harten Kriterien, die der Software eingetrichtert werden: Mindest-Noten, erwünschte Hochschulen, Sprachkenntnisse und so fort. Auch im weiteren Bewerbungsprozess gibt es viel Vorformatiertes: Fallstudien, Assessment-Center, Standard-Fragen sollen die Auswahl objektivieren. Bewerber haben gelernt, sich dieser Auswahlmaschinerie anzupassen und ihr Leben auf diese normierten Kriterien einzustellen.

Wenn sie dann in ein Großunternehmen eintreten, werden sie weiter durch die Normierungsmangel gedreht: Trainee-Programme, Führungskräftetrainings und Aufstiegs-Assessments "messen immer gleiche Kriterien und fördern die Homogenisierung", sagt Heinz Schuler, Psychologieprofessor an der Uni Hohenheim, in der April-Ausgabe des managermagazin. Das System der Eliteselektion in Unternehmen befördere die Züchtung von "Manager-Klonen", argumentiert die Zeitschrift.

Getrieben werde das Normierungs-Denken, wo die internationale Manager-Elite ausgebildet wird: an den führenden Business Schools der Welt und bei den großen Unternehmensberatungen, die deren Absolventen aufnehmen. Hier wie dort herrsche ein mechanistischer Management-Ansatz und ein "Triumvirat aus Kennzahlen, Kostensenken und Kurssteigerung". Dieser analytisch-finanzlastige Ansatz fördere die Illusion, es gäbe Patentrezepte fürs Management. Vorgeworfen wird den "Manager-Klonen", dass ihnen Sozialkompetenz, Führungsfähigkeit, Kreativität und Flexibilität abgehen. An Management-Wissen mangele es jedoch meist nicht, wenn Führungskräfte versagten, sondern an zwischenmenschlichen Fähigkeiten, kommentiert Telekom-Personalvorstand Thomas Sattelberger.

Doch inzwischen gehen manchem Recruiter bereits die stromlinienförmigen Bewerber auf die Nerven und auch Unternehmensberatern fehlen die eckigen Typen. Es sei eben wie beim Fußball, sagt Buchautor Reinhard Sprenger: "Wenn alle das gleiche System spielen, ist das System wertlos. Dann kommt es wieder auf die Individualisten an."

Annette Eicker

Quelle: Manager Magazin 4/08

Erstellt von: Annette Eicker | 08.10.2008 18:06 | Kommentar hinzufügen

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Regulierung von Praktika I

Praktikanten müssen keine Sklaven sein

7. April 2008 - Man solle sie komplett verbieten, grundsätzlich auf drei Monate befristen oder einen Mindestlohn für sie einführen - die Vorschläge von Parteien und Gewerkschaften zur Regulierung von Praktika sind ebenso zahlreich wie schräg. Per Gesetz wollen sie die vermeintliche "Generation Praktikum" vor einem Leben als ausgenutzte Daueraushilfen bewahren.

Auslöser für diese neuerliche Debatte ist die Studie der Bundesregierung "Berufseinstieg aus Sicht der jungen Generation": Danach wechselt nur jeder Dritte der 18- bis 34-Jährigen nach dem Schul- oder Studien-Abschluss nahtlos in einen Beruf. Für ein weiteres Drittel war ein Praktikum die Brücke in den Job - immerhin. Diese Zahlen werden nun nach allen Regeln der Kunst gedreht und gewendet. Wie man?s halt gerade braucht.

Bundesarbeitsminister Olaf Scholz scheint die Ergebnisse jedenfalls nur mäßig dramatisch zu finden, denn sein Forderungskatalog fällt recht zivil aus: Er will eine "angemessenene Bezahlung" für Praktikanten im BGB klarer formulieren und für Prakikumsverträge die Schriftform vorschreiben.

Immerhin die Hälfte der Befragten gab aber an, fürs Praktikum nicht bezahlt worden zu sein. Das ist nicht schön, weil man sich für diese Zeit um eine zusätzliche Finanzspritze kümmern muss. Aber seien wir doch mal ehrlich: Niemand wird zu einem Praktikum gezwungen und zur Ausbeutung gehören immer zwei. Wer einen schlechten Arbeitgeber erwischt, dem steht es frei, das Gespräch zu suchen, um Abhilfe zu schaffen. Oder er kann sich entschließen, die Brocken hinzuwerfen.

Gegen Pleiten im Praktikum hilft nur eine intensive Recherche im Vorfeld - und im schlimmsten Fall eben die Notbremse. Dafür braucht man aber kein Gesetz, sondern Rückgrat.

Ulrike Heitze

Quellen: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Handelsblatt, welt.de, Netzeitung

Erstellt von: Ulrike Heitze | 08.10.2008 18:06 | Kommentar hinzufügen

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Stress im Job

Dem Druck standhalten

10. März 2008 - Unser Leben wird immer komplexer und schneller. Unssichere Arbeitsverhältnisse, Termindruck, wachsendes Arbeitspensum, Mobbing, Doppelbelastung mit Job und Familie - all diese Faktoren sind Auslöser für arbeitsbedingten Stress, unter dem 22 Prozent der Beschäftigten in der EU leiden, berichten die VDI Nachrichten über die Ergebnisse einer EU-Studie.
Dies kann zu Migräne, Angstattacken, Depressionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Manche Menschen verfügen über angeborene Schutzfaktoren, um die negativen Auswirkungen ihrer Umwelt abzuwehren, schreibt das Handelsblatt. Doch wie können alle anderen Menschen mit Druck und zunehmenden Belastungen am Arbeitsplatz fertig werden?

Amerikanische Psychologen, schreibt die Wirtschaftszeitung, raten vor allem dazu, die eigenen Einstellungen zum Leben und zur Arbeit zu überprüfen und mehr mentale Widerstandskraft zu entwickeln.

Dazu gehört: Ein positives Selbstbild aufzubauen, Kontakte zu pflegen, auf die eigenen physischen wie psychischen Bedürfnisse zu achten und sich realistische Ziele zu setzen. Veränderungen sollten akzeptiert, Krisen als Wachstumschancen erkannt und belastende Situationen unter einer langfristigen Perspektive gesehen werden. Die Psychologen empfehlen außerdem, den Blick von der belastenden Gegenwart in die Zukunft zu richten, Entscheidungen beherzt zu treffen und alles in allem optimistisch zu bleiben.

Annette Eicker

Quelle: www.focus.de

Erstellt von: Annette Eicker | 08.10.2008 18:06 | Kommentar hinzufügen

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Auswandern

Hauptsache weg - oder was?

11. Februar 2008 - Jeder fünfte Bundesbürger will auswandern. Das Ziel: Ein Land mit niedrigeren Lebenshaltungskosten, weil zu Hause die finanzielle Absicherung fürs Alter schlecht ist. Das meldete die Postbank kürzlich auf Basis ihrer Altersvorsorgestudie mit dem Allensbach-Institut. Daraufhin führte Spiegel online eine Umfrage durch, in der sogar ein Viertel der Teilnehmer erklärten, dass sie schon sehr konkret planen, Deutschland zu verlassen, und mehr als 50 Prozent hatten schon oft darüber nachgedacht.

Egal, wo man sich umhört, egal, welche Studie oder welches Abendprogramm man bemüht: Jeder will plötzlich auswandern - egal wohin, Hauptsache weg.
Fremde Länder auch mal außerhalb des Urlaubs zu erleben, beim Auslandssemester, im Praktikum oder auch für einen längeren Einsatz als Expatriate, um seinen Horizont zu erweitern, Grenzen auszutesten - das sind sicher gute Gründe.

Aber die meisten Leute wollen scheinbar nicht gehen, um ein anderes Land zu entdecken, sondern um Deutschland den Rücken zu kehren, weil sie den Eindruck haben, dass es ihnen hier schlecht geht.
Zugegeben, wirtschaftsbedingte Völkerwanderungen hat es schon immer gegeben, schon bei den Germanen. Wenn die Lebensbedingungen nicht mehr stimmten, hat man seine Sieben Sachen gepackt und ist weiter gezogen. Aber: Steht es so schlimm um Deutschland?

Da kann einen ein Bericht der VDI Nachrichten schon sehr heiter stimmen: Demnach kommen ausländische Fachkräfte nämlich mittlerweile sehr gerne nach Deutschland. Techniker und Ingenieure schätzen unsere Autoindustrie, andere unsere Geschichte, die alte, gepflegte Bausubstanz, das globalisierte Warenangebot, die relative Sicherheit, das kosmopolitische Flair vieler unserer Großstädte und auch den viel besungenen Fleiß und die Pünktlichkeit.
Warum wissen wir das alles nicht zu schätzen? Warum glauben wir, woanders wäre alles besser? Ist es hier wirklich so dramatisch?

Mein Vorschlag: Lasst uns doch einfach mal für ein paar Monate die Länder tauschen. Eines lernen wir dabei gewiss: Auch wenn man woanders hingeht, nimmt man sich selber immer mit!

Ulrike Heitze

Erstellt von: Ulrike Heitze | 08.10.2008 18:05 | Kommentar hinzufügen

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StudiVZ

Willkommen in der Wirklichkeit

4. Januar 2008 - Die Weihnachtsruhe unterm Tannenbaum hat sich StudiVZ-Chef Marcus Rieke im letzten Jahr wohl sauer verdient: Die Ankündigung des Studentenportals, man wolle die Allgemeinen Geschäftsbedingungen ändern, um ab 2008 die persönlichen Daten der vier Millionen Nutzer vermarkten zu können, hat hohe Wellen in der Community geschlagen. Die Nutzer reagierten so, als hätten sie einen guten Freund beim Austratschen intimer Geheimnisse erwischt. Die Reaktion: Massiver Liebesentzug. Viele löschten persönliche Daten und bestreikten phantasiereich ihre eigenen Profile. Kritiker beklagten laut den Vertrauensbruch: Man missbrauche die Naivität der jugendlichen Nutzer, es fehle an sozialer Verantwortung.

Verschreckt ruderte StudiVZ daraufhin zurück, kassierte eilends einen Teil seiner Pläne - die zur SMS- und Instant-Messenger-Werbung - wieder ein und beteuerte in seinem AGB-Änderungsschreiben, dass man noch nie Nutzerdaten an Dritte verkauft habe und das auch niemals tun werde. Im Grundsatz bleibt es jedoch dabei: Die AGB-Änderung muss man absegnen, um weiter dazugehören zu dürfen. Und so werden Studenten sich also künftig erstmal auf personalisierte Werbung einstellen dürfen: Lippenstift-Promotion für die Mädels, After Shave-Slogans für die Jungs. Die Community wird's überleben. Bei Ebay, Amazon, Itunes & Co. läuft das doch längst so - und zwar völlig ohne Proteste. Vielleicht ist ja bei StudiVZ der Frust über die eigene Gutgläubigkeit der wahre Grund für die Verärgerung. Da hat der Besitzer des Spiels eben einfach mal die Spielregeln geändert. Der Rauswurf aus dem Paradies.

Aber mal ehrlich, hat man von Marcus Rieke und seinen Mitstreitern wirklich soziale Verantwortung erwarten dürfen? War nicht klar, dass so etwas früher oder später passieren würde? Ein Holtzbrinck-Verlag legt doch keine 85 Millionen Euro aus purer Nächstenliebe auf den Tisch. Es kann doch niemand ernsthaft geglaubt haben, dass jemand ein solch riesiges und teures Portal betreibt, ohne alle Verdienstmöglichkeiten auszureizen, die technisch und rechtlich machbar sind. Sorry Leute, aber that?s business! Willkommen in der Wirklichkeit.

Ulrike Heitze

Quellen: w&v, Welt, Spiegel

Erstellt von: Ulrike Heitze | 08.10.2008 18:04 | Kommentar hinzufügen

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