Ebenso groß wie die Freude über einen geschlossenen Arbeitsvertrag kann die Enttäuschung über dessen Kündigung, Aufhebung oder Änderung sein. Besteht vor den Arbeitsgerichten auch zunächst kein Anwaltszwang, so sind doch einige Themengebiete sehr komplex und für den Laien schwer durchschaubar. Zudem kann fachmännische Taktik und sachkundiges - auch vorprozessuales - Verhandlungsgeschick Zeit und Geld sparen. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sind Arbeitgeber geneigt, die Grenzen des Kündigungsschutzes auszureizen und nicht selten zu überschreiten. Gezielte und substanziierte Reaktionen, bestenfalls unter dem Briefkopf eines namhaften Arbeitsrechtlers, können indes zu einer juristischen Versachlichung und bestenfalls auch außergerichtlichen Einigung führen.
Lassen sich die Wogen nicht glätten und es geht vor Gericht, ist es in aller Regel sinnvoll, sich von einem Anwalt vertreten zu lassen. Und auch für Arbeitnehmer, die über arbeitsrechtliche Kenntnisse verfügen und es wagen wollen, allein aufzutreten, ist immer ein Erstgespräch mit einem Anwalt ratsam, um Chancen und Risiken eines Prozesses zu klären.
Jetzt stellt sich nur die Frage, wie man den Anwalt für seine Bedürfnisse findet. Denn hier kommt nicht einfach jeder in Frage, der etwas von Arbeitsrecht versteht. Viele Arbeitsrechtler, vor allem in großen Kanzleien, vertreten ganz überwiegend oder gar ausschließlich Arbeitgeber, weil das zahlungskräftige Klienten sind, die häufiger Mandate zu vergeben haben. Dr. Stefan Röhrborn, Fachanwalt für Arbeitsrecht in Düsseldorf (www.kanzlei-arbeitsrecht.de), hat deshalb zusammengefasst, worauf Arbeitgeber bei der Suche nach einem Anwalt unbedingt achten sollten:
- Einem Fehlgriff aus den Gelben Seiten kann man vorbeugen, indem man sich am Arbeitsgericht umhört und nach Arbeitnehmervertretern mit gutem Ruf fragt.
- Der Titel Fachanwalt beinhaltet zwar eine gewisse Grundqualifikation, er ist aber nicht zwangsläufig ein Gütesiegel.
- Im ersten Gespräch sollte die Kostenfrage geklärt werden. Gute Anwälte sind teuer und verlangen meist Sätze deutlich über Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG).
- Auch sollte geklärt werden, welchen Anteil der Anwaltskosten eine Rechtsschutzversicherung übernimmt: Oft decken diese nur einen geringen Teil der Kosten ab.
- Am wichtigsten ist aber der Faktor Mensch. Passt es hier nicht, wird die Zusammenarbeit wahrscheinlich unbefriedigend verlaufen.
Zwei weitere Tipps sind überdies von etlichen Arbeitsrechtlern übereinstimmend zu hören: Vorsicht sei geboten bei Rechtsberatern der Gewerkschaften. Deren Kompetenz sei bisweilen zweifelhaft. Und um eine möglichst intensive Betreuung zu erreichen, sollten kleinere Kanzleien bevorzugt werden, denn dort sei der Umsatzdruck auf den Anwalt nicht so groß wie in renommierten Großkanzleien.
Erfolg versprechende Recherchequellen bei der Suche nach einem Anwalt können auch Rankings sein. Der auch unter Anwälten sehr respektierte Juve-Verlag aus Köln etwa veröffentlicht in seinem jährlich erscheinenden Handbuch die Namen von Kanzleien und Anwälten, die von Kollegen empfohlen werden. Die aktuelle Juve-Auswahl an Anwälten in verschiedenen Regionen, die Arbeitnehmer rechtlich vertreten, finden Sie hier.