- Muss für den aktuellen Job etwas Neues gelernt werden, weil etwa ein neues Produktionsverfahren eingeführt wird oder der Hauptkunde bald in China sitzt?
- Oder wollen Sie strategisch schon den nächsten Karriereschritt vorbereiten?
- Wohin wollen Sie sich entwickeln? Wollen Sie im bisherigen Job vorankommen oder wollen Sie andere, neue Schwerpunkte setzen?
- Wo erkennen Sie bei sich Defizite, die Sie angehen wollen oder sollten? Welche Qualifikationen fehlen Ihnen noch zu einem attraktiven Gesamtpaket für (künftige) Arbeitgeber?
- Und: Was würde Ihnen Spaß machen?
Wer beispielsweise als Ingenieur eine Position als Teamleiter oder Projektmanager anstrebt, sollte sich rechtzeitig die erforderlichen Zusatzqualifikationen aneignen. So werden zum Beispiel Kenntnisse in Präsentationstechnik, Personalführung oder Projektmanagement im Studium oft nur unzureichend vermittelt. Eine gute Portion BWL-Know-how - sei es im Controlling und Finanzwesen, in Marketing und Vertrieb, in strategischer Unternehmensführung oder in Produktionsprozessen - wird für Ingenieure immer wichtiger. Wer in kaufmännischen Themen gut unterwegs ist, wird sich spätestens auf Führungskräfteebene besser zurechtfinden.
Last but not least können Weiterbildungswünsche auch semiprofessioneller oder privater Natur sein, zum Beispiel ein Rhetorik-Kurs gegen Schüchternheit, ein Seminar zur Work-Life-Balance oder eine Fremdsprache, die einen im Job oder im Privatleben weiterbringt.
Wann und in welchem Rahmen Sie sich weiterbilden sollten, hängt maßgeblich vom Lernstoff oder Thema ab: Verkaufs- oder Präsentationstechniken etwa üben Sie sinnvollerweise in der Gruppe, Business-Chinesisch oder Software-Schulungen eignen sich dagegen auch als regelmäßige E-Learning-Portion fürs Büro oder zuhause. Umfangreiches Management-Wissen lässt sich in der Regel nur über einen längeren Zeitraum erarbeiten. Ingenieure oder andere wirtschaftsfremde Spezialisten, die ins Management aufsteigen wollen, entscheiden sich deshalb oft für ein Zusatzstudium zum Master of Business Administration (MBA).
Neben den breit angelegten General-Management-MBAs sind in den letzten Jahren verstärkt auf Branchen oder Funktionsbereiche spezialisierte Studiengänge für den Management-Nachwuchs auf den Markt gekommen. So gibt es MBAs, die explizit auf eine Managementposition im Gesundheitssektor vorbereiten, solche, die Schwerpunkte auf Technologie und Innovation legen oder andere, die sich auf das Thema Finance konzentrieren. Da ein MBA-Studium, egal ob in Vollzeit oder berufsbegleitend, enorm teuer ist - im fünfstelligen Euro-Bereich - und arbeitsintensiv - zwei Jahre ohne Freizeit muss man schon kalkulieren -, ist eine gute Vorrecherche nötig. Nicht auszudenken, wenn man so viel Zeit und Geld in einen unpassenden Kurs versenkt.
Wie der gesamte Weiterbildungsmarkt ist auch der für die MBA-Abschlüsse sehr unübersichtlich und in den vergangenen Jahren explosionsartig gewachsen. Einen sehr guten und kritischen Marktüberblick sowie eine Menge Basisinformation über Business Schools und MBA-Angebote bietet die Website www.mba-channel.com. MBA-Rankings und -Ratings wie die der Financial Times oder der Business Week sind wegen ihrer Auswahlkriterien zwar auch nicht ohne Schwächen, verhelfen aber immerhin zu einer ersten Orientierung.
Egal, zu welchem Thema Sie eine Weiterbildung aussuchen wollen: Recherchieren Sie bis zum Umfallen. Studieren Sie die Unterlagen über die Schule, den Studiengang, die Unterrichtsmaterialien und den Bildungsstand der künftigen Kommilitonen, begutachten Sie Dozenten, Räumlichkeiten und Vortragstechnik, quetschen Sie ehemalige Teilnehmer aus, klopfen Sie im Gespräch mit Freunden, Vorgesetzen, Personalverantwortlichen und Branchenkollegen das Renommee der Weiterbildungsinstitution
und des angestrebten Abschlusses ab. Und ganz wichtig: Wie stehen Ihr Partner und Ihre Familie zur anstehenden Doppelbelastung?
Berufsbegleitende Studiengänge sind oft als Fernstudium mit Präsenzphasen konzipiert. Der Unterrichtsstoff wird in Form eines Lehrbriefs regelmäßig zugeschickt und allein erarbeitet. Darüber hinaus treffen sich die Studenten in arbeitsfreien Zeiten (Jahresurlaub, Wochenende) zu Vorträgen und Gruppenarbeiten. Fernkurse sind als einzige Weiterbildungsform staatlich reglementiert, für Qualität und Organisation gibt es gesetzliche Mindeststandards. Die Zentralstelle für Fernunterricht vergibt für jeden Kurs entsprechende Zulassungen, über die Sie bei Ihrer Recherche stolpern sollten.
Die Kernfrage vor jeder Entscheidung für eine bestimmte Weiterbildung lautet: Kann dieses Seminar, dieser MBA oder dieses Aufbaustudium mich meinem Ziel näher bringen?
Kirstin von Elm