Mit Milliardenaufwand muss die Energiebranche ihre Netze und Kraftwerke auf Vordermann bringen - und wird im Zuge dessen auch wieder mehr einstellen müssen. Derzeit entstehen neue Jobs vor allem bei den Erneuerbaren Energien.
>>>Chancen
Wenn investiert wird, wird in aller Regel auch eingestellt. Und investieren muss die Energiewirtschaft in den kommenden Jahren einiges. Allein bis 2020 muss sie 400 bis 500 Milliarden Euro locker machen, um alte Kraftwerke durch neue zu ersetzen, schätzt die Unternehmensberatung A.T. Kearney. Die Berater von Capgemini sprechen sogar von einer Billion Euro, die die Branche in den nächsten 25 Jahren in die Energieversorgung europaweit pumpen muss.
Es geht um die Versorgungssicherheit in Europa: "Ohne ein deutliches Investitionsprogramm ist die Versorgung gefährdet", erklärt Bernd Wöllner, Leiter Energy & Utilities bei Capgemini. "Und die Krise wird das Problem der drohenden Energieversorgungslücke nur zeitlich verschieben."
Dementsprechend haben die "Big Four" der Branche, die großen Verbundunternehmen, die zusammen 75 Prozent des Stroms in Deutschland erzeugen, Investitionspläne gemacht. RWE spricht von 30 Milliarden Euro bis 2012 für neue Kraftwerke und Netze, Eon will bis 2010 sogar 63 Milliarden Euro verbauen. Bescheidener nehmen sich die 7,7 Milliarden bis 2011 von EnBW aus, während Vattenfall derzeit "nur" dreistellige Millionenbeträge ausgibt und verspricht, bis 2050 klimaneutral Strom und Wärme zu produzieren.
Von der Krise einen Dämpfer gekriegt hat allerdings der Zeitplan der Investitionen. Auch für Energieriesen ist die Fremdfinanzierung solcher Vorhaben derzeit nicht so einfach. Das schiebt eine Reihe von Projekten auf die längere Bank, sagt eine A.T.-Kearney-Studie.
Summa summarum allerdings ist die Energiewirtschaft von der Krise bei weitem nicht so getroffen wie andere Branchen. Das liegt daran, dass die Menschen in schlechten Zeiten mehr Zeit zu Hause verbringen und daher mehr Energie verbrauchen. Die Umsatzrückgänge im Firmenkunden-Segment, das unter der Rezession leidet, werden also vom Privatkundengeschäft ausgeglichen, das deutlich lukrativere Margen hat.
Überwiegend optimistisch sind die Unternehmen, die sich in irgendeiner Form mit Erneuerbaren Energien befassen. Schon heute beträgt der Anteil regenerativer Energien am Stromverbrauch in Deutschland 15 Prozent und soll bis 2020 auf 30 Prozent steigen.