Praxissemester? Nicht üblich...
Doch vor das Schlaraffenland hat das Schicksal nicht nur im Märchen einen Wall aus Grütze gestellt, durch den der hoffnungsfrohe Besucher sich erstmal mühsam fressen muss. "In Australien ein Praktikum zu finden, ist nicht immer einfach", weiß Anja Kegel von der Deutsch-Australischen Industrie- und Handelskammer in Sydney. "In vielen Studiengängen sind Praktika nicht vorgesehen und von daher ist das Prinzip in vielen Unternehmen auch gar nicht bekannt."
Diese Erfahrung kann Markus Ripke nur bestätigen: "Da muss man als Bewerber schon einige Hürden nehmen", wie der Student der Elektrotechnik aus Osnabrück am eigenen Leib erfahren hat. "Von Praxis-Semestern oder Praktikum als Pflichtteil eines Studiums haben hier viele Arbeitgeber noch nie was gehört. Da heißt es dann schnell: "Kennen wir nicht - machen wir nicht!" Außerdem ist die Konkurrenz um die vorhandenen Plätze groß, Australien ist nicht nur bei den Deutschen beliebt, sondern auch bei Studenten aus Hongkong oder Taiwan. Natürlich gehen viele interessante Jobs auch an Einheimische, denn junge Australier schließen meist schon mit Anfang 20 ihr Studium ab und sind dann auf Jobsuche.
Hinzu kommt das leidige Thema Visumspflicht (siehe dazu "Down under von A-Z"). Australische Unternehmen, die einen Praktikanten aus dem Ausland beschäftigen wollen, müssen als "Sponsor" des Bewerbers auftreten, der ein so genanntes "Occupational Trainee Visa Subclass 442" beantragen muss. Das ist kompliziert und langwierig. Leute unter 30 mit deutschem Pass jedoch können alternativ auch ein "Working Holiday Visa" beantragen, mit dem sie sich zwölf Monate lang im Land aufhalten und bis zu sechs Monate für einen Arbeitgeber arbeiten dürfen. Das Trainee Visa bindet an den Arbeitgeber, wenn das Arbeitsverhältnis platzt, muss der Praktikant das Land verlassen, ein Working Holiday Visum ist hingegen nicht bindend: Wer so ins Land kommt, kann sich aus dem Staub machen und sich einen anderen Job suchen, wenn der ursprüngliche nicht recht passt.