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Welche Trends bestimmen den Praktikumsmarkt derzeit? Die Jobguide-Redaktion hat Unternehmen befragt und acht klare Trends erkannt.

 

 
Wer vor etwa zehn Jahren ein Praktikum im Ausland machen wollte, galt als Exot und musste sich auf eine ziemliche Ochsentour einstellen, bis eins gefunden und alles eingefädelt war. Die meisten Unternehmen waren auf solche Ansinnen noch gar nicht vorbereitet und hatten kaum entsprechende Entsendungsprogramme. Auch Praktika von mehr als drei Monaten waren vor ein paar Jahren noch eher unüblich, mal ganz zu schweigen von sinnvollen Praktikumsinhalten.

Die Horrorgeschichten über Kaffee kochen, Dauerkopieren und Archiv entstauben kommen nicht von ungefähr. Auch Praktika unterliegen Trends und Entwicklungen. Die Jobguide-Redaktion hat Unternehmen gefragt, wie sie sich derzeit studentische Stippvisiten vorstellen, was sie ihnen bieten und worauf sich Studenten bei der Praktikumssuche einstellen müssen.

Trend 1: Es könnte enger werden

Es erhärtet sich die Vermutung, dass die aktuelle Wirtschaftskrise auch Auswirkungen hat auf die  Zahl der angebotenen Praktikumsplätze. So hat die Redaktion in diesem Jahr 250 Unternehmen zusammengetragen, die Praktikanten- und Werkstudentenplätze anbieten. So weit, so gut. Auffällig im Vergleich zum Vorjahr ist: Etwa die Hälfte dieser Unternehmen will sich in diesem Jahr nicht auf eine genaue Anzahl an Plätzen festnageln lassen. Das bedeutet nicht, dass sie gar keine Praktikanten mehr aufnehmen, man will sich derzeit aber Spielraum lassen für möglicherweise noch schlechtere Zeiten. Dieses Abwarten und Herumlavieren beobachtet man derzeit bei allen Rekrutierungsthemen.

Das muss nichts heißen, dass die Unternehmen in Sachen Praktikantenstellen ein bisschen kürzer treten. Aber der Eindruck drängt sich auf. Wo Unternehmen überlegen müssen, wie sie ihre Vollzeit-Mitarbeiter auslasten können, bindet man sich nicht noch einen großen Stall von Praktikanten ans Bein, die ja auch beschäftigt werden wollen. Dennoch bietet knapp die Hälfte der Unternehmen in diesem Jobguide Praktikum jeweils bis zu 50 Plätze für Studenten an. 17 Prozent kalkulieren mit bis zu 100 und 19 Prozent mit bis zu 250 Plätzen. Und mehr als jedes sechste Unternehmen hat sogar in diesem Jahr mehr als 250 Plätze für Praktikanten in petto.

Tipp: Um dem Gerangel um den möglicherweise kleiner gewordenen Praktikumskuchen zu entgegen, empfiehlt sich, frühzeitig mit dem Bewerben anzufangen. Und: Nicht immer nur die üblichen Verdächtigen ansprechen. Ruhig auch mal bei Unternehmen anfragen, die einem nicht gleich beim ersten Nachdenken einfallen. Dort ist die Konkurrenz dann wesentlich überschaubarer.

Trends 2: Drei Monate Minimum

Beim Gros (44 Prozent) der von Jobguide befragten Unternehmen müssen Studenten mindestens drei Monate Zeit mitbringen. Weitere 14 Prozent der Arbeitgeber erwarten sogar vier Monate und mehr. Diese - gemessen an den oft recht vollgepackten Semesterferien - recht langen Mindesteinsätze begründen viele Unternehmen mit der Art der Aufgaben, die sie Studenten während des Praktikums übertragen. Anspruchsvolle und in sich geschlossene Projekte brauchen ihre Zeit. Wer nach sechs Wochen schon wieder die Biege machen muss, kann sich meist nur um Projektausschnitte kümmern und wenig zu Ende führen. Seine Leistungen und Erfolge kommen nicht recht zur Geltung.

Tipp: Auch wenn's schwer fällt, lange Einsätze ins Studium einzubauen, es lohnt sich für alle Beteiligten.

Trend 3: Keine Extrawürste für Bachelor

Foto: manwalk/Pixelio

Auch wenn den meisten Personalern bewusst ist, dass Bachelorstudenten sich schwer tun, Praktika in ihr enges Zeitkorsett einzubauen, bieten nur sehr wenige Unternehmen spezielle Programme an, die den kurzen Semesterferien Rechnung tragen. Für die Zukunft ist nur mit einer kleinen Entspannung zu rechnen. Immerhin gab in der Jobguide-Umfrage jedes fünfte Unternehmen an, sich stärker auf Bachelor einstellen zu wollen und verkürzte Praktika zuzulassen, Projekte kleiner zu dimensionieren oder mehrere kürzere Einsätze zu ermöglichen. Personalexperten gehen davon aus, dass sich Universitäten und Unternehmen in den kommenden Jahren sukzessive bemühen werden, Lösungen für das Gedrängel im Stundenplan zu entwickeln - zum Beispiel durch Kooperationen mit Lehrstühlen. Doch sind sich auch alle einig, dass wir erst am Anfang eines langjährigen Prozesses stehen und die jetzigen Studenten einfach Pech gehabt haben.

Tipp: Bachelorstudenten sollten nicht so lange warten, bis die Lage besser wird. Zur Not muss ein Urlaubssemester her oder man muss die Lücke bis zum Master gut nutzen. Wer wirklich auf kürzere Einsätze angewiesen ist, sollte frühzeitig mit der Suche anfangen.

Trend 4: Es gibt Geld

Auch wenn in den letzten Jahren gerne die Rede von unbezahlten, sich zu Tode schuftenden Praktikanten war, kann man doch festhalten: Das Gros der Praktika wird bezahlt. In der Jobguide-Umfrage gaben alle Personaler an, dass sie Studenten für ihren Einsatz im Unternehmen bezahlen. Umfragen anderer Karriereexperten kommen zu ähnlichen Ergebnissen. 

Unbezahlte Praktika sind kein Massenphänomen. Nach der Jobguide-Studie werden Praktika im Hauptstudium mit durchschnittlich 560 Euro leicht besser bezahlt als solche im Grundstudium, für die es im Schnitt 50 Euro pro Monat weniger gab. Begründet wird das von den Firmen damit, dass die höheren Semester schon fachspezifischer und für anspruchsvollere Projekte eingesetzt werden könnten.

Am Besten zahlen, so die Untersuchung, die Unternehmens- und Steuerberater, die Wirtschaftsprüfer, die Konsumgüter- und Genussmittelindustrie, die großen Anwaltskanzleien und der Finanzbereich. Traditionell unterm Schnitt wird nach wie vor in den Medien, der Werbung und im Öffentlichen Dienst gezahlt. Hier wird man auch am ehesten auf unbezahlte Praktika stoßen. Wer seine Abschlussarbeit im Unternehmen schreibt, kann in den meisten Fällen auch mit einer Honorierung rechnen. Im Schnitt sind es laut Umfrage rund 650 Euro, allerdings mit einer sehr großen Bandbreite. Generell gilt: Dort, wo fürs Unternehmen gut und schnell verwertbare Ausarbeitungen entstehen, wird mehr Geld locker gemacht als in Bereichen, in denen die studentischen Erkenntnisse "nur" nice to have sind.

Tipp: Wer an ein unbezahltes Praktikum gerät, muss abwägen. Stimmt die Bilanz auf andere Weise, beispielsweise, weil man irre viel lernt, ein tolles Renomme im Lebenslauf mitnimmt oder einfach einen Fuß in die Tür bekommt, kann sich ein Gratis-Einsatz trotzdem lohnen. Möglicherweise lässt der Chef auch über eine Entlohnung in Naturalien mit sich reden: Ein Jobticket, eine Bahncard, Büchergutscheine oder eine hausinterne Weiterbildung sind besser als nichts. Für Abschlussarbeiten gilt: Je marktrelevanter ein Thema ist, desto großzügiger zeigt sich das Unternehmen bei der Honorierung - ob man das aber als Auswahlkriterium ansetzen will, bleibt jedem selbst überlassen.

Trend 5: Projektarbeit überwiegt

Auch wenn Praktikanten zu einem Großteil ins Tagesgeschäft reinschnuppern dürfen, werden sie von Unternehmen bevorzugt für Projekte eingesetzt. Studenten arbeiten in laufenden Projekten zu, dürfen aber auch vielfach neue konzipieren oder erhalten eigenständige, in sich geschlossene Aufgaben. Nur jedes vierte Unternehmen ist offen, wenn Studierende eigene Projektideen mitbringen möchten. Und: Nur zwei Drittel aller Unternehmen lassen ihre Praktikanten auf Kunden und Auftraggeber los.

Tipp:
Wer später in Richtung Vertrieb gehen will, sollte bei der Auswahl seiner Praktika ausdrücklich auf die Möglichkeit zum Kundenkontakt achten.

Trend 6: Persönlichkeit muss sein

Bei der Frage "Wonach suchen Sie Praktikanten aus?" entschieden sich nahezu alle Personaler für die Antwort "Softskills und überzeugende Persönlichkeit", gleich dahinter folgte die Forderung, dass die Studienschwerpunkte zum Praktikum beziehungsweise zum Unternehmen passen müssen. Punkten können Bewerber darüber hinaus mit guten Noten und ihrer bisherigen Praxiserfahrung. Als recht nebensächlich für die Auswahl wurden dagegen Aspekte wie  vorhandene Auslandserfahrung, eine renommierte Uni, gutes Englisch oder sonstige Sprachkenntnisse angesehen.

Tipp: Beim Abfassen der Bewerbung und auch im späteren Gespräch immer versuchen, die gewünschten Attribute zu unterstreichen. Die nebensächlichen zu betonen, bringt nichts.

Trend 7: Nicht jeder Ex wird gebunden

Auch wenn nahezu kein Unternehmen komplett auf den Kontakt zu seinen ehemaligen Praktikanten verzichtet, sind die Firmen in Sachen Nachsorge wählerisch. Nur jedes sechste Unternehmen hält Kontakt zu allen Ex-Praktis. Über 80 Prozent dagegen kümmern sich nur um ausgewählte Studenten. Ganz oben auf der Hitliste der After-Praktikum-Events stehen Alumniveranstaltungen, Mentorenschaften, Stipendien und Seminare.

Tipp: Um den Fuß in einen Fuß in die Tür zu bekommen, reicht ein Praktikum allein nicht. Nur wer in seiner Zeit vor Ort auch überzeugt, wird später wieder eingeladen. Wer vom Unternehmen im Anschluss nicht auserwählt wird, sollte versuchen, selbst aktiv Kontakt zu halten zu Ex-Kollegen und -Vorgesetzten.

Trend 8: Zum späteren Job muss es passen

Foto: S.Hofschlaeger/Pixelio

Jobbewerber können mit ihrer Praktikumsmischung am ehesten bei Personalern punkten, wenn sie in aussagekräftigen Projekten mitgearbeitet haben. Sprich: sich bereits mit Themen beschäftigt haben, die für das Unternehmen und den späteren Job relevant sind. Für annähernd ebenso wichtig halten die Unternehmen, dass die Praktika eine nennenswerte Länge hatten, dass eine Stringenz in der Themenmischung erkennbar ist und dass mehrere Praktika absolviert wurden. Weniger relevant fanden die Personaler dagegen, dass die Praktika in namhaften Unternehmen stattgefunden haben und ein Auslandspraktikum dabei war. Und für eine bunte, variantenreiche Themenmischung bei den Praktika konnte sich nur jeder Zehnte begeistern.

Tipp: Weniger Energie in die Suche nach einem schillernden Unternehmen stecken, sondern eher in die nach coolen, passenden Projekten, die zu betreuen wären. Ruhig auch mal bei mittelständischen Unternehmen nachforschen. Dort kommen Praktikanten möglicherweise sogar noch dichter an ihr Thema als in einem Großkonzern. Und: Dass Personaler Auslandspraktika nicht als absolutes Must-have werteten, darf einen nicht täuschen. Auslandserfahrung wird von immer größeren Kreisen erwartet. Aber ob die tieferen Einsichten dann aus einem Auslandsstudium, Praktika, Au pair-Stationen oder sonst woher rühren, ist in der Tat zweitrangig, nur relevant müssen sie sein.

Ulrike Heitze

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