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Die Ära nach Fukushima

Foto:Herreneck/Fotolia

Durch die Ereignisse in Japan haben sich für die Energiebranche die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen schlagartig verändert. Fest steht, dass die Unternehmen in einen sich rasant verändernden Markt investieren müssen - in den Ausbau Erneuerbarer Energien, in konventionelle Kraftwerke, in Netze. Investitionen bedeuten auch Personalbedarf - vor allem an Akademikern.

>>>Chancen

Wie wird der Energiemix in Deutschland mittel- und langfristig aussehen? Von dieser spannenden Frage, die derzeit in Medien und Gesellschaft heiß diskutiert wird, hängt viel ab für die Energiekonzerne und die Karrierechancen bei ihnen. Die Marschrichtung hierfür gibt derzeit mehr denn je die Politik vor: Die Bundesregierung wollte schon vor den Ereignissen in Fukushima den Anteil der Erneuerbaren Energien von derzeit 16 Prozent bis zum Jahr 2020 auf 30 Prozent steigern. Doch nun formieren sich zumindest auf politischer und gesellschaftlicher Ebene die Kräfte, die den Ausstieg aus der Kernenergie forcieren wollen.

Dass hier viel möglich ist, bestätigt eine Branchenprognose des Bundesverbandes Erneuerbare Energien (BEE), wonach 2020 rund 47 Prozent des Stromverbrauchs, 25 Prozent des Wärmeverbrauchs und 19 Prozent des Energieverbrauchs im Verkehrssektor durch Erneuerbare Energien gedeckt werden könnten. Bis dahin ist es aber noch ein langer, teurer Weg: Nach einer Analyse der Prognos AG dürften sich in den nächsten zehn Jahren die jährlichen Investitionen in Anlagen zur Erzeugung von Strom, Wärme und Energie im Verkehrssektor von derzeit 13,5 auf 29 Milliarden Euro mehr als verdoppeln. Anders gesagt: Bis 2020 fließen bundesweit rund 235 Milliarden Euro in Windenergie, Wasserkraft, Bioenergie, Photovoltaik und Geothermie.

Das sind auch gute Nachrichten für Ingenieure aus Maschinenbau und Elektrotechnik, für Betriebswirte, Logistiker, Agrarwissenschaftler, Biologen und Geologen, die mit ihrem Know-how hier gefragte Leute sind. Darüber hinaus können auch Physiker, Chemiker, Elektroniker, Mechatroniker und Halbleiterspezialisten ihr Wissen in der Solarbranche einbringen. Denn Investitionen bedeuten auch immer neue Jobs.

Die finden sich aber nicht nur bei den erneuerbaren, sondern auch den klassischen Energieträgern. Denn auch hier steht die Branche vor gewaltigen Investitionen, gilt es doch, die alten Kraftwerke durch neue zu ersetzen. Eon etwa baut europaweit gerade an 22 Kraftwerken. Bis 2020 sind für die Branche Gesamtinvestitionen zwischen 400 und 500 Milliarden fällig, schätzt die Unternehmensberatung A.T. Kearney, die Kollegen von Capgemini sprechen sogar von einer Billion Euro europaweit.

Wie dann der Strom zum Verbraucher kommt, ist damit aber noch nicht gelöst, sondern erfordert zusätzliche Investitionen in Netze. Kommen zum Beispiel, wie in der BEE-Prognose konstatiert, mehrere 1.000-Megawatt Strom aus Offshore-Windkraftanlagen an wenigen Stellen im norddeutschen Netz an, dann muss das Übertragungsnetz so ausgebaut werden, dass lokal überschüssige Leistung an die Verbrauchsschwerpunkte transportiert werden kann. So schätzt das Bundeswirtschaftsministerium, dass in den nächsten zehn Jahren rund 3.600 Kilometer neue Leitungen her müssen.

Eine andere Lösung dafür wäre die Speicherung von Strom, die technologisch noch nicht ausgereift ist: "Da werden bis 2020 zweistellige Milliardenbeträge fällig", sagt Stephan Kohler, Chef der Deutschen Energieagentur, denn die Branche müsse das Problem einer optimierten Speicherdimensionierung lösen und Techniken finden, um Speicher-Kosten zu reduzieren.
Insgesamt steht die Branche vor einem großen Wandel: "Neue Technologien führen massive Veränderungen herbei, die die Energiewirtschaft wesentlich dynamischer werden lassen", heißt es in der Trendstudie Energiewirtschaft, die der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft beauftragt hat. Treiber sei die Zunahme von dezentraler und regenerativer Erzeugung.

Die wichtigsten Innovationen erwarten die Energieversorger in den Bereichen Smart Grid, Smart Metering, E-Mobility und Energieeffizienz. Smart Grids, intelligente Stromnetze, gelten mittlerweile als Voraussetzung für die Energieversorgungsstruktur der Zukunft, während die Smart Meter, die intelligenten Zähler, die Basis für Transparenz über Verbrauch und dezentrale Einspeisung sind. Dazu braucht die Branche nicht nur findige Köpfe, die diese Innovationen vorantreiben, sondern auch Menschen, die die Verbraucher beraten.

Denn die Anbieter stecken in einem Dilemma - sie müssen Strom verkaufen und sind verpflichtet, die Kunden bei der Energieeinsparung zu beraten. "Wenn es ihnen aber gelingt, mit Hilfe neuer Geschäftsmodelle Beratungs- und Servicedienstleistungen zur eigenen Kernkompetenz zu machen", so Stephan Werthschulte, Accenture-Geschäftsführer im Bereich Energieversorgungswirtschaft, "können sie das Dilemma umgehen und sich erfolgreich als innovative Anbieter positionieren."

Die Größe des Unternehmens spielt bei der Arbeitgeberwahl keine große Rolle. Denn auch bei kleinen Energieversorgern oder Stadtwerken sind Fachleute gut aufgehoben. Deren Bedeutung wird nämlich noch zunehmen, sagen zwei Drittel der Energieunternehmen. "Durch ihre Regionalität und Nähe zum Kunden haben sie gute Chancen, marktnahe Innovationen zu entwickeln", sagt die Trendstudie.

>>>Risiken

Ein Risiko der Energiewirtschaft liegt immer in den politischen Rahmenbedingungen. Wie schnell sich etwas ändern kann, zeigen die Vorgaben in Sachen Kernkraftwerke. Der Ausstieg aus der Kernenergie ist in jedem Falle mit riesigen Investitionen verbunden, denn Kernkraftwerke verursachen, auch wenn sie abgeschaltet sind, noch jahrzehntelang Kosten. Und der Ausbau der Erneuerbaren Energien ist mit sehr langfristigen Investitionen verbunden, mit Fragen der Durchleitung durch Netze, die erst ausgebaut werden müssen und dem ungelösten Problem der Speicherbarkeit von Strom.

Für die notwendigen Investitionen spielt die Frage der Größe des Unternehmens eine erhebliche Rolle. Dass die Großen dank ihrer Rekordgewinne das nötige Kapital haben, ist unstrittig. Die anderen, insbesondere die Stadtwerke, müssen an ihrer Profitabilität jedoch noch arbeiten und dürften Probleme haben, die Investitionen zu stemmen, wie eine Accenture-Studie 2009 konstatierte.

Wie hoch die Kosten ausfallen, dürfte im Falle der neuen Stromleitungen die Politik bestimmen. Bislang verlegen die Energiekonzerne Leitungen überirdisch, was Anwohner häufig ablehnen. Eine Erdverkabelung ist aber drei Mal so teuer wie Leitungen mit Masten und Trassen, weshalb die Arbeiten oft stillstehen. Genau das soll eine Gesetzesänderung verhindern. Um den Netzausbau voranzutreiben, sollen Behörden die Konzerne zwingen, Stromleitungen unterirdisch zu verlegen. Die Antwort auf die Frage, wer das finanzieren kann, dürfte klar sein.

Die teure Technik dafür ist bereits vorhanden. So teilen sich die Schweizer ABB und Siemens das Geschäft mit der so genannten Hochspannungs-Gleichstromübertragung (HGÜ), die es theoretisch erlaubt, via Stromautobahn durch die Pyrenäen, Strom aus Nordafrika bis nach Skandinavien zu transportieren. Die Vision eines transeuropäischen Stromnetzes ist damit näher gerückt. Julia Leendertse

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