Seit 2001 kennt die Logistik nur Wachstum: Mit dem Abschied vom reinen Transportgeschäft à la "Packen, senden, lagern" entwickelten sich immer mehr Logistiker zu Rundum-Dienstleistern in Sachen Vormontage und innerbetrieblichem Warenmanagement. Doch jetzt drückt auch hier die Krise aufs Geschäft.
>>>Chancen
Selbst wenn nichts geht, geht in der Logistik noch immer etwas. Das gilt sogar jetzt in der Wirtschaftskrise. Seit 2001 verbuchte die Branche jedes Jahr stetige Wachstumsraten Und sogar im bereits krisenbewegten Jahr 2008 konnten die Logistikdienstleister ihren Umsatz noch um sechs Prozent auf knapp 220 Milliarden Euro erhöhen. "Diese gute Ausgangslage erklärt, warum die Logistikwirtschaft zurzeit noch erheblich besser dasteht als viele andere Branchen", sagt Jörn Fontius, Mitglied der Geschäftsführung der Bundesvereinigung für Logistik (BVL) in Bremen. Und auch 2009 hält der Experte die Branche trotz der Exportrückgänge, schwächelnder Auftragseingänge im Inland und stark schwankender Energiepreise nach wie vor für gut aufgestellt. Mehr noch: Für einen Jobmotor, der vor allem Akademikern weiterhin vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten bieten wird.
Der Grund: Mit dem Siegeszug global vernetzter Wertschöpfungsketten und dem anhaltenden Trend zur internationalen Arbeitsteilung haben sich deutsche Logistikunternehmen in den vergangenen zwanzig Jahren konsequent vom reinen Transportgeschäft verabschiedet und als Rundum-Dienstleister für Planung, Gestaltung und Steuerung von Waren- und Informationsströmen in der Wirtschaft positioniert. Die Duisburger Huettemann Logistik GmbH beispielsweise graviert am Standort Hannover für den Schreibwarenhersteller Pelikan Füllfederhalter und verpackt sie mit Tintenglas und Kugelschreiber zu Geschenksets. Auch BLG Logistics macht mehr als nur Autos verschiffen: das Unternehmen gibt Importfahrzeugen aus Fernost und Übersee in Bremerhaven den letzten Schliff, bevor sie an Händler ausgeliefert werden. Hellmann Worldwide Logistics unterstützt die Bundeswehr bei der Ausrüstung ihrer Soldaten und berät die Berliner Charité bei der Organisation ihrer Prozesse im Krankenhaus.
Das Leistungsspektrum der Branche vergrößert sich stetig und wird zunehmend komplexer: Statt nur Güter zu transportieren, zu lagern und umzuschlagen, umfassen moderne Logistikkontrakte zugehörige Informationsflüsse sowie die des Personal-, Finanz- und Energiebedarfs. "Im Extremfall vergeben Industrieunternehmen die Organisation ihrer gesamten Wertschöpfungskette an externe Logistikdienstleister", konstatiert die Deutsche Bank Research. Das wiederum hat zur Folge, dass die Branche Spezialisten braucht.Etwa 2,7 Millionen Menschen sind in der Logistik beschäftigt, die nur zum Teil eine Branche ist, zum anderen Teil eine innerbetriebliche Funktion. Eine Hälfte des Branchenumsatzes wird daher in der Intralogistik erwirtschaftet, also in der Industrie selbst sowie bei Handelsunternehmen, die andere Hälfte des Geschäfts machen spezialisierte, externe Logistikdienstleister.