Jobguide - das Karriere Portal

Wir sorgen für Überblick: Unabhängig, journalistisch, klar.

 
 
 
 
 

MINT-Branche Maschinenbau: Wettrennen mit den Chinesen

Foto: Krones

Der deutsche Maschinenbau erholt sich schneller als gedacht. Doch das Klima im globalen Wettbewerb ist eisig. Um ihre weltweite Spitzenposition zu behaupten, brauchen die Unternehmen qualifiziertes Personal.

>>>Chancen

Nach dem Absturz in der Krise will die Vorzeigebranche der deutschen Ingenieurkunst 2011 wieder zehn Prozent Wachstum hinlegen und zusätzlich zu den derzeit 913.000 Arbeitsplätzen für 20.000 neue sorgen. Von 5.000 unbesetzten Stellen für Ingenieure spricht der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Alles super?

Die bittere Wahrheit ist: In den vergangenen zwei Jahren hat sich das Machtgefüge in der weltweiten Maschinenbaubranche verschoben. Lag Deutschland 2007 noch knapp vor China, setzten die chinesischen Maschinenbauer 2009 bereits fast doppelt so viel wie ihre deutschen Wettbewerber um. Und 2010 wurden die Deutschen endgültig von den Asiaten entthront.

Doch es gibt auch gute Nachrichten: In etlichen der 40 Teilbranchen des Maschinenbaus gibt es Hidden Champions, die als Technologieführer auf dem Weltmarkt den Takt vorgeben. Und keine zweite Volkswirtschaft verfügt über einen solch reichen Fundus an Know-how zu Querschnittstechnologien, Spezialmaschinen, Messtechniken, Apparaten und Anlagenbau. Ein Riesenpotenzial, das die 6.300 Unternehmen des überwiegend mittelständisch geprägten Maschinenbaus hierzulande mit Sicherheit zu ihrem Vorteil zu nutzen wissen.

Immerhin: Der gute Ruf deutscher Produzenten und ihrer Maschinen brachte ihnen 2010 rund 174 Milliarden Euro Umsatz ein - und damit acht Prozent mehr als im Krisenjahr 2009. Der Aufwärtstrend schwankt dabei - je nach Segment - zwischen zaghafter Erholung und neuen Umsatzrekorden. Wie geschnitten Brot läuft das Geschäft bei den Anbietern von Hütten- und Walzwerkseinrichtungen, Maschinen und Anlagen zur Stromerzeugung, elektrischer Automation und Bergbaumaschinen.

Bereits 2010 schafften die Anbieter in diesen Teilbranchen es, das Vorkrisenniveau in Sachen Umsätze sogar zu toppen. Produzenten von Aufzügen und Fahrtreppen, Hersteller von Armaturen und Spezialisten für Verfahrenstechnik gelang es immerhin fast, an alte Bestmarken anzuknüpfen. Weit entfernt von ihren Tops sind indes die Anbieter von Bau- und Baustoffmaschinen und die Druck- und Papiertechnik-Branche.

Drei Megatrends erfordern jetzt den Umbau der bisherigen Geschäftsmodelle:

1. Wer im Maschinenbau an der Weltspitze mitmischen will, muss am Wachstum in China beteiligt sein - mit Produktionsstätten vor Ort, aber auch lokaler Forschung und Entwicklung.
2. Standardmaschinen werden heute in vergleichbarer Qualität in Fernost gefertigt, aber zu weitaus günstigeren Preisen. Lediglich Maschinen mit sehr hoher Technologie und geringer Stückzahl können weiter ausschließlich in Deutschland gefertigt werden.
3. Rohstoff- und Energieverknappung fördern den Trend zum "Going Green".

Foto: Jungheinrich

Die Exportmeister der deutschen Wirtschaft wollen künftig verstärkt in Produktionsstätten und Mitarbeiter im Ausland investieren. Der Werkzeugmaschinenbauer Gildemeister und der Druckmaschinenhersteller Heideldruck etwa haben sich bereits in China mit eigenen Produktionen angesiedelt. Hier werden abgespeckte Versionen ­der Maschinen hergestellt, die in Deutschland gefertigt werden.

Beim "Going Green" können deutsche Firmen mit ihrer Innovationsfähigkeit punkten. "Energieeffizienz wird in Europa und Japan an Bedeutung gewinnen", sagt Roland-Berger-Experte Roland Eisenhut. Der deutsche Maschinenbau ist hier gut aufgestellt: Der VDMA prognostiziert, dass die Branche in zehn Jahren Einsparungen erzielen kann, die zur Stromversorgung von 80 Prozent aller Haushalte in Westeuropa ausreichen.

>>>Risiken

Größtes Risiko ist der zunehmende globale Turbo-Wettbewerb in nahezu allen Segmenten. Innovationsfähigkeit wird damit einmal mehr für die deutschen Unternehmen zum Schlüssel für die Zukunft. Die Produktion wird zunehmend nach Fernost ausgeweitet. Offen ist dabei, wie viel Innovation noch in den heimischen Labors stattfindet. "Die Unternehmen müssen mehr Forschung und Entwicklung in die Schwellenländer transferieren", urteilt Roland Berger. Für junge Ingenieure heißt das: Wer sich auf eine Karriere einlässt, sollte in internationalen Kategorien denken und sich auch so aufstellen.

40 Prozent der größten Maschinenbauer hierzulande erwarten, dass in fünf Jahren ihre Hauptwettbewerber aus den Schwellenländern kommen, ergab eine Umfrage des VDMA. Heute sind es erst 20 Prozent.

Die Wettbewerber aus China konzentrieren sich zwar zunächst auf den heimischen Markt. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis sie auch den Logistik- und Vertriebsapparat in den angestammten Märkten der deutschen Maschinenbauer hochgezogen haben werden.

Das bedeutet vor allem: Preiskampf. Deutsche Maschinenbauer müssen an ihren Kostenstrukturen arbeiten - und einen großen Teil der Kosten machen Personalkosten aus. Gelingt es den Firmen aber nicht, ihre Kosten zu senken oder zumindest flexibel steuerbar zu halten, schwinden ihre Wettbewerbschancen. Branchenexperten gehen deshalb davon aus, dass viele deutsche Maschinenbauer Standorte verkleinern oder gar schließen müssen. Auch Personalabbau wird mitunter nicht zu vermeiden sein.
Julia Leendertse

mint

All in one: Auf Jobguide.de mit einer Abfrage die Jobseiten von 3.000 Top-Unternehmen durchsuchen. » Jetzt hier

Ein eBook, das weiterführt: Hier finden Sie journalistische Porträts von Arbeitgebern in der Maschinenbau-Branche sowie Unternehmen, die nach Experten und Führungskräften, Young Professionals, Hochschulabsolventen oder Praktikanten suchen. Außerdem gibt es noch eine Menge Information, die bei der Bewerbung, Gehaltsverhandlung sowie der Karriere- und Laufbahnplanung wichtig ist.
» zum kostenlosen Download

Weitere MINT-Branchen:

Elektrisches Gefühl

Im Zeitalter der "All Electric Society" wird Strom zum wichtigsten Energieträger. Solarbetriebene Kaffeemaschinen, Solarflugzeuge, E-Autos und intelligente ­­­Batterietechnologien versprechen Deutschland Wachstum und viele neue Jobs.
» zum Branchenporträt

Internet macht mobil

Cloud Services, Mobile Computing und soziale Netzwerke krempeln die Informationstechnologie- wie die Telekommunikations-
branche um. Das schafft nicht nur neue Jobs, sondern auch neue Berufsbilder.
» zum Branchenporträt

Die großen Themen der Menschheit

Die Chemie-Industrie ist einigermaßen gut durch die Krise gekommen und jetzt wieder verhalten optimistisch. Neue Jobchancen ergeben sich langfristig durch die großen Herausforderungen der Zeit: Klimawandel, Nutzung regenerativer Energien sowie Nahrung und Gesundheit für eine wachsende Weltbevölkerung.
» zum Branchenporträt

Eine Branche im Wachstumsrausch

Weltweit ist die Lust auf Karrossen aus Deutschland groß. Das verschafft
den deutschen Herstellern Zeit, um sich mit neuen Technologie-Partnern und frischem Personal auf die Ära der sparsameren Modelle einzustellen.
» zum Branchenporträt

Die Ära nach Fukushima

Durch die Ereignisse in Japan haben sich für die Energiebranche die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen schlagartig verändert. Fest steht, dass die Unternehmen in einen sich rasant verändernden Markt investieren müssen - in den Ausbau Erneuerbarer Energien, in konventionelle Kraftwerke, in Netze. Investitionen bedeuten auch Personalbedarf - vor allem an Akademikern.
» zum Branchenporträt

Die Stunde der Industrialisierung

Für die Berater war 2010 ein gutes Jahr. Und 2011 soll es so weitergehen. Die großen Häuser suchen wieder viele Talente. Zugleich steht die Branche vor einer Fusionswelle: Nur globale Consulting-Factories und führende Spezialisten können noch Internationalität und tiefes Spezialwissen zu bezahlbaren Preisen bieten.
» zum Branchenporträt

 
twitter

Follow us on Twitter

facebook

Become a fan on Facebook

xing

Gut informiert in der MINT-Karrieregruppe