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Köln: Zwischen Feierlaune und Schaffensdrang

Wer feiern kann, kann auch arbeiten - der Spruch, der eigentlich zu den weniger beliebten Weisheiten zählt, trifft auf Köln im besten Sinne zu. Die Domstadt pulsiert, hier wird gearbeitet und gefeiert - und manchmal beides zusammen. In jedem Falle lohnt sich ein Blick auf die Arbeitgeber der Region.

"Köln ist ein Gefühl", wirbt die Stadt für sich, weil die Kölner es so leben. Hier wird seit 2000 Jahren gefeiert, was das Zeug hält. Karneval, CSD, Marathonlauf und Rhein in Flammen sind heutzutage nur die größten Feste - neben jedem Sieg des 1. FC Köln. Und im Feiern - egal ob Fußball oder Veedelszoch (Karnevalsumzug im Stadtviertel) - ist die rheinische Seele sehr basisdemokratisch: Hier verbrüdert sich der Generaldirektor mit dem Hartz-4-Empfänger, jeder darf mitmachen, "Leben und leben lassen" heißt das Prinzip. Letztlich sind sie alle Kölner und uneingeschränkt stolz auf ihre Stadt. Das gilt sogar für die Unternehmen, die ihre Verbundenheit mit dem Wort Colonia im Unternehmensnamen zum Ausdruck bringen, mit den Turmspitzen des Doms oder dem Kölner Wappen im Logo.

So zieht es nicht nur jährlich 115 Millionen Besucher in die Domstadt, sondern auch Menschen, die sich hier fest ansiedeln. Um acht Prozent werde die Einwohnerzahl Kölns bis 2025 wachsen, sagt eine Studie des Eduard Pestel Instituts voraus, schon jetzt ist es eine knappe Million.

Angelockt werden die "Zuwanderer" natürlich nicht nur von der rheinischem Leichtigkeit, sondern vor allem von den Studienmöglichkeiten und den Arbeitsplätzen, die es hier gibt: Die größte Uni Deutschlands findet sich hier genauso wie die einzige Sporthochschule und sechs weitere Hochschulen. Und von den mehr als 5,5 Millionen Beschäftigten in Nordrhein-Westfalen arbeiteten 2008 knapp unter 800.000 im Großraum der Stadt.

Finanzdienstleistung

Wie in allen deutschen Großstädten sind auch in Köln die meisten Erwerbstätigen im  Dienstleistungssektor aktiv: 82 Prozent sind es, sagt die Kölner Industrie- und Handelskammer. Eine wichtige Rolle dabei spielen traditionell die Finanz- und Versicherungsdienstleister: Mehr als 47.000 Menschen aus dem Raum Köln arbeiteten 2008 in einer dieser beiden Branchen - etwa jeder sechste.

Allein 60 Versicherungsgesellschaften haben hier ihren Hauptsitz, darunter einige Dickschiffe der Branche: Die Axa, die zur Ergo-Versicherungsgruppe gehörende DKV, die Gothaer, die Kölnische Rück und die inzwischen zur Thalanx-Gruppe gehörende alteingesessene Kölner Gerling-Versicherung. Aber auch die lokalen Größen Kreissparkasse Köln, Kölner Bank und Sparkasse Köln-Bonn sind wichtige Arbeitgeber, ebenso wie Europas größte Privatbank, das Bankhaus Sal. Oppenheim, das seit mehr als 300 Jahren hier seinen Stammsitz hat.

Medien

Neben der Versicherungswirtschaft ist noch ein zweites "Cluster" äußerst wichtig: Die Medien- und Kommunikationswirtschaft, die der IHK zufolge mit mehr als 55.000 Beschäftigten aufwarten kann. Mehr als ein Drittel der bundesweiten TV-Inhalte entstehen hier bei der Mediengruppe RTL Deutschland, beim Westdeutschen Rundfunk und anderen Sendern. Überdies sitzt hier die Verlagsgruppe M. DuMont Schauberg, zu der nicht nur der Kölner Stadt-Anzeiger und dessen einstmaliger Konkurrent Kölnische Rundschau gehört, sondern auch die Mitteldeutsche Zeitung und die Frankfurter Rundschau. Darüber hinaus hat Köln aber auch eine Reihe von Buch- und Zeitschriftenverlagen wie Kiepenheuer und Witsch oder das niederländische Medienhaus Wolters Kluwer Deutschland oder VUB Printmedia.

IT, TK

Auch in Sachen IT und Telekommunikation mausert sich die Stadt - und nicht erst seit Microsoft im September 2008 seine NRW-Zentrale im schicken Rheinauhafen eröffnete. Die Deutschland-Zentrale von Electronic Arts hat hier ebenfalls ihren Sitz. Eine Reihe von Internet-Startups brachte die Stadt in den letzten Jahre hervor, doch bei den Gründungen steht Köln nach Berlin, München und Hamburg erst an vierter Stelle in Deutschland. In der Kölner Region angesiedelt sind die Deutsche Telekom in Bonn, außerdem das Software-Unternehmen Andagon, die Technologieberatung Detecon und der Kabelnetzbetreiber Unitymedia.

Logistik

Ein weiteres bedeutendes Standbein des Dienstleistungssektors stellt die Logistikbranche dar. Da ist zunächst einmal der Flughafen wichtig, den sich Köln und Bonn brüderlich teilen, weil Bonn zu seinen Hauptstadtzeiten natürlich einen nahegelegenen Flughafen haben musste. Inzwischen ist hier durch die Billig-Airlines ein wichtiger Urlaubs-Startpunkt für die Region entstanden und der nach Umsatz zweitgrößte Frachtflughafen Deutschlands. Das Geschäft der Flughafengesellschaft war zwar 2008 zum ersten Mal seit fünf Jahren rückläufig, aber als Arbeitgeber zählt der Airport auf jeden Fall zu den großen Playern der Region, denn mit allen Dienstleistern drumherum bringt er mehr als 12.000 Jobs auf die Waage. Darunter sind vor allem Unternehmen, die sich mit dem Transport von Waren und Personen beschäftigen: Über 50.000 sollen es sein, sagt die Standortmarketing-Agentur Cologne Bonn Business, und das seien 20 Prozent der 260.000 Beschäftigten in der Logistikbranche in Nordrhein-Westfalen.

Fotos: k-tourismus.de

Handel

Verkehrsknotenpunkt war Köln schon zur Zeit des Römischen Reiches, denn hier kreuzten sich bedeutende Handelswege. Im 13. Jahrhundert erhielt die Stadt dann das sogenannte "Stapelrecht": Durchziehende Kaufleute mussten den Kölnern ihre Waren anbieten. Genügte sie den Qualitätsansprüchen, so wurde daraus "Kölner Ware", genügte sie nicht, so durften die Kölner die Waren verbrennen oder in den Rhein kippen. Erst im Jahr 1811 schaffte der Wiener Kongress dieses Gesetz ab.

Der Handel spielt auch heute noch eine Rolle: Knapp 50 Verbände des Handels sind hier ansässig, hat die Wirtschaftsförderung der Stadt gezählt. Auch zwei bekannte Handelsunternehmen sind hier zu Hause: Die zu Metro gehörende Galeria Kaufhof und der Lebensmittelkonzern Rewe. Während die Kaufhof-Mutter Metro im Januar 2009 ein Sparprogramm ankündigte, scheint es Rewe recht gut zu gehen: Der Konzern will im laufenden Jahr 1,6 Milliarden Euro in den Ausbau seiner Supermärkte investieren, sagte Konzernchef Alain Caparros kürzlich.

Wichtig für die Handels-Statistik der Stadt sind aber vor allem die über 6.000 Geschäfte und vielen kleinen spezialisierten Lädchen in Köln, die alle zusammen Waren im Wert von 6,1 Milliarden Euro umsetzen. Über 100 Millionen Tagesgäste fallen jährlich in der Stadt ein, um sich den Dom, die Museen und die Kölsch-Kneipen anzusehen und tragen maßgeblich dazu bei, dass die Schildergasse zu den meistfrequentierten Einkaufsstraßen Europas zählt. Deshalb zahlen die Händler hier auch Spitzenpreise für das, wozu sie einst gezwungen wurden - nämlich ihre Produkte anbieten zu dürfen: In Bestlagen kostet der Quadratmeter Verkaufsfläche bis zu 200 Euro.

Und auch die Koelnmesse, entsprechend ihrer Ausstellungsfläche viertgrößte Messe weltweit, ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor: Sie organisiert 70 Messen im In- und Ausland, von denen 25 in ihrem jeweiligen Wirtschaftszweig die bedeutendsten seien, sagt die Messegesellschaft.

Tourismus

Den lukrativen Tourismus verdankt Köln seinen Kulturschätzen und der Tatsache, dass die Domstadt schon früh ein bedeutender Wallfahrtsort wurde. Die Menschen reisten zunächst von weither an, um sich die Reliquien der Märtyrerinnen und der Heiligen Ursula anzuschauen. Als 1164 dann noch die Reliquien der Heiligen drei Könige nach Köln überführt wurden, wuchs die Bedeutung als Pilgerstätte weiter.

Religion, Kultur, und Wirtschaft lagen schon damals nah beieinander. Der Bekanntheitsgrad der Märtyrerinnen kurbelte die Produktion an - in Köln hergestellte Büsten von lächelnden Jungfrauen wurden europaweit verkauft. Der Bau des Doms zwischen 1248 und 1880 tat dem Handwerk gut und lockte über Jahrhunderte namhafte Künstler nach Köln, deren Werke noch heute im Dom zu bestaunen sind. Inzwischen aber geht es in Sachen Kunst in Köln schon lange nicht mehr nur um den Dom und die vielen anderen bedeutenden Kirchen. Die Kunstmessen Art Cologne und die Art Fair 21 sowie das Literaturfest Lit.Cologne ziehen viele Besucher an. 

Typisch für Köln ist das quirlige Kleingewerbe der Kultur- und Kreativwirtschaft: 16.500 kleine Galerien, Grafikbüros, Designagenturen und Multimedia-Unternehmen sind zusammen ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, denn sie beschäftigten 2008 mehr als 57.000 Menschen und erzielten einen Umsatz von über elf Milliarden Euro.

Foto: Ford Köln

Chemie- und Automobil

Auch wenn der Dienstleistungssektor in Bezug auf die Arbeitsplätze dominant ist, arbeiten auch im produzierenden Gewerbe eine Menge Menschen - über 130.000 seien es, sagt die IHK. Die beiden Branchen mit den meisten Beschäftigten sind die Chemie-Industrie mit mehr als 22.000 Arbeitnehmern in der Kölner Region, die etwa bei Bayer, Lanxess, Shell, LyonellBasell oder im Chemiepark Knapsack beschäftigt sind - und der Fahrzeugbau, in dem mehr als 27.000 Menschen arbeiten.

Gerade dieser blickt auf eine lange Tradition zurück: Schließlich hat Nicolaus August Otto, der Gründer des Motorenherstellers Deutz, in Köln den Viertaktmotor erfunden - vor mehr als 125 Jahren. Jetzt stellt der Fahrzeugbau den größten Arbeitgeber der Region: die Fordwerke. In der derzeitigen Autokrise können die mehr als 170.00 Beschäftigten aufatmen: Nachdem die drohende Schließung der Produktionsstätten erst einmal abgewendet wurde, sollen jetzt Millionenbeträge investiert werden, damit in Köln besonders sparsame Motoren produziert werden können.

Insgesamt aber fehlt Köln ein stärkerer industrieller Kern, der ja immer auch Aufträge in der Dienstleistungswirtschaft nach sich zieht. Aus diesem Grund liegt die Arbeitslosenquote in Köln auch immer etwas über dem Bundesschnitt, 2008 etwa mit 9,1 Prozent über der gesamtdeutschen Quote von 8,5 Prozent. Momentan ginge zwar noch einiges auf dem Kölner Arbeitsmarkt, sagte der Chef der Kölner Arbeitsagentur Ende Mai. Allerdings rechne er künftig mit einer steigenden Arbeitslosenzahl.

Schwer vorstellbar, dass solche Botschaften die gut gelaunten Kölner dauerhaft aus der Bahn werfen. Wenn jemand ausreichend Gelegenheit ersonnen hat, sich dem tristen Alltag mithilfe einiger Kölsch zu entziehen, dann sind es sicherlich die rheinischen Frohnaturen. Wegen ein paar schlechter Zahlen dürften ihnen keine grauen Haare wachsen. Tanja Könemann

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