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Lebenslang ist nicht zuviel

Der Mensch ist immer weniger Arbeitnehmer und immer mehr der Vermarkter seiner eigenen Arbeitskraft. Die Konsequenz: Er muss investieren in die Ressourcen, mit denen er sein Geld verdient, muss sich weiterbilden, auf dem Laufenden bleiben.

Mal ganz ehrlich: Würden Sie sich gerne bei dem Zahnarzt behandeln lassen, der damals Ihre Milchzähne mit Amalgam gefüllt hat? Oder die sensible Bordelektronik Ihres neuen Wagens dem Mechaniker anvertrauen, der schon an Papas erstem Passat herum geschraubt hat? Vermutlich nicht - es sei denn, die beiden Fachkräfte hätten sich im vergangenen Vierteljahrhundert intensiv weitergebildet. Neben den jungen Kollegen von heute würden sie mit ihren Methoden von damals sonst ganz schön alt aussehen. Das gilt erst recht für die Zukunft: Rund 40, 45 Jahre werden zwischen Ihrem Hochschulabschluss und dem Rentenalter liegen. Eine lange Zeitspanne, in der sich berufliche Anforderungen immer wieder verändern, - und das, so beobachten Innovationsforscher, mit immer größerer Geschwindigkeit.

Nicht nur technisches Wissen gilt heute schon nach wenigen Jahren als komplett überholt. Auch Rechts- und Steuervorschriften, Beschaffungs- oder Absatzmärkte sind in einer global ausgerichteten Wirtschaft einem stetigen Wandel unterworfen. Was heute noch State of the Art ist, ist morgen kalter Kaffee. Lebenslanges Lernen ist deshalb heute in den meisten Berufen unumgänglich. Nur wer sich ständig auf dem aktuellsten Stand der Technik hält, bleibt auf Dauer beschäftigungsfähig, kann nach einem möglichen Jobverlust schneller wieder anknüpfen oder Karrierestufen nehmen, die ihm sonst verwehrt wären. Deshalb wäre es sträflich, allein darauf zu bauen, dass einen die Firma irgendwann mal zum Seminar schickt und auch noch die Kosten trägt. Wenn sie das tut, perfekt. Dennoch darf man sich heute nichts vormachen: Lebenslanges Lernen ist auch zu einem guten Teil Privatsache - mit mal mehr, mal weniger Unterstützung vom Chef.

Da das kollektive Bildungsniveau auch gesamtwirtschaftlich ein nicht ganz unwichtiger Faktor für Deutschlands Zukunft ist, hat sich mittlerweile auch die Bundesregierung eingeschaltet: Um künftig mehr Arbeitnehmer zur regelmäßigen Teilnahme an Kursen und Seminaren zu motivieren, verbessert das Bildungsministerium die finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen für Bildungshungrige ab 2009 deutlich: Unabhängig vom Einkommen soll jeder Arbeitnehmer ein zinsvergünstigtes Weiterbildungsdarlehen in Anspruch nehmen dürfen. Geringverdiener erhalten außerdem bis zu 154 Euro als staatliche Weiterbildungsprämie. Begabte Fachkräfte ohne Abitur, die sich aufgrund ihrer Leistungen dennoch für ein Studium qualifizieren, können sogar ein sogenanntes Aufstiegsstipendium von 650 Euro monatlich erhalten. Bis Ende 2009 sollen die ersten 1.000 Stipendien bewilligt sein.

Weiterbildung kostet jedoch nicht nur Geld, sondern auch Zeit. Um beides auch wirklich sinnvoll zu investieren, sollten Sie nicht wahllos nach dem Gießkannenprinzip Kurse belegen, sondern Ihren persönlichen Weiterbildungsbedarf genau unter die Lupe nehmen:

Foto: RSM/Erasmus University
  • Muss für den aktuellen Job etwas Neues gelernt werden, weil etwa ein neues Produktionsverfahren eingeführt wird oder der Hauptkunde bald in China sitzt?
  • Oder wollen Sie strategisch schon den nächs­ten Karriereschritt vorbereiten?   
  • Wohin wollen Sie sich entwickeln? Wollen Sie im bisherigen Job vorankommen oder wollen Sie andere, neue Schwerpunkte setzen?
  • Wo erkennen Sie bei sich Defizite, die Sie angehen wollen oder sollten? Welche Qualifikationen fehlen Ihnen noch zu einem attraktiven Gesamtpaket für (künftige) Arbeitgeber?
  • Und: Was würde Ihnen Spaß machen?

Wer beispielsweise als Ingenieur eine Position als Teamleiter oder Projektmanager an­strebt, sollte sich rechtzeitig die er­for­der­li­chen Zusatzqualifikationen aneignen. So werden zum Beispiel Kenntnisse in Prä­­sentationstechnik, Personalführung oder Projektmanagement im Studium oft nur unzureichend vermittelt. Eine gute Portion BWL-Know-how - sei es im Controlling und Finanzwesen, in Marketing und Vertrieb, in strategischer Unternehmensführung oder in Produktionsprozessen - wird für Ingenieure immer wichtiger. Wer in kaufmännischen Themen gut unterwegs ist, wird sich spätestens auf Führungskräfteebene besser zurechtfinden.

Last but not least können Weiterbildungswünsche auch semiprofessioneller oder privater Natur sein, zum Beispiel ein Rhetorik-Kurs gegen Schüchternheit, ein Seminar zur Work-Life-Balance oder eine Fremdsprache, die einen im Job oder im Privatleben weiterbringt.

Wann und in welchem Rahmen Sie sich weiterbilden sollten, hängt maßgeblich vom Lernstoff oder Thema ab: Verkaufs- oder Präsentationstechniken etwa üben Sie sinnvollerweise in der Gruppe, Business-Chinesisch oder Software-Schulungen eignen sich dagegen auch als regelmäßige E-Learning-Portion fürs Büro oder zuhause. Umfangreiches Management-Wissen lässt sich in der Regel nur über einen längeren Zeitraum erarbeiten. Ingenieure oder andere wirtschaftsfremde Spezialisten, die ins Management aufsteigen wollen, entscheiden sich deshalb oft für ein Zusatzstudium zum Master of Business Administration (MBA).

Neben den breit angelegten General-Management-MBAs sind in den letzten Jahren verstärkt auf Branchen oder Funktionsbereiche spezialisierte Studiengänge für den Management-Nachwuchs auf den Markt gekommen. So gibt es MBAs, die explizit auf eine Managementposition im Gesundheitssektor vorbereiten, solche, die Schwerpunkte auf Technologie und Innovation legen oder andere, die sich auf das Thema Finance konzentrieren. Da ein MBA-Studium, egal ob in Vollzeit oder berufsbegleitend, enorm teuer ist - im fünfstelligen Euro-Bereich - und arbeitsintensiv - zwei Jahre ohne Freizeit muss man schon kalkulieren -, ist eine gute Vorrecherche nötig. Nicht auszudenken, wenn man so viel Zeit und Geld in einen unpassenden Kurs versenkt.

Wie der gesamte Weiterbildungsmarkt ist auch der für die MBA-Abschlüsse sehr un­übersichtlich und in den vergangenen Jahren explosionsartig gewachsen. Einen sehr guten und kritischen Marktüberblick sowie eine Menge Basisinformation über Business Schools und MBA-Angebote bietet die Website www.mba-channel.com. MBA-Rankings und -Ratings wie die der Financial Times oder der Business Week sind wegen ihrer Auswahlkriterien zwar auch nicht ohne Schwächen, verhelfen aber immerhin zu einer ersten Orientierung.

Egal, zu welchem Thema Sie eine Weiterbildung aussuchen wollen: Recherchieren Sie bis zum Umfallen. Studieren Sie die Unterlagen über die Schule, den Studiengang, die Unterrichtsmaterialien und den Bildungsstand der künftigen Kommilitonen, begutachten Sie Dozenten, Räumlichkeiten und Vortragstechnik, quetschen Sie ehemalige Teilnehmer aus, klopfen Sie im Gespräch mit Freunden, Vorgesetzen, Personalverantwortlichen und Branchenkollegen das Renommee der Weiterbildungsinstitution
und des angestrebten Abschlusses ab. Und ganz wichtig: Wie stehen Ihr Partner und Ihre Familie zur anstehenden Doppelbelastung?

Berufsbegleitende Studiengänge sind oft als Fernstudium mit Präsenzphasen konzipiert. Der Unterrichtsstoff wird in Form eines Lehrbriefs regelmäßig zugeschickt und allein erarbeitet. Darüber hinaus treffen sich die Studenten in arbeitsfreien Zeiten (Jahresurlaub, Wochenende) zu Vorträgen und Gruppenarbeiten. Fernkurse sind als einzige Weiterbildungsform staatlich reglementiert, für Qualität und Organisation gibt es gesetzliche Mindeststandards. Die Zentralstelle für Fernunterricht vergibt für jeden Kurs entsprechende Zulassungen, über die Sie bei Ihrer Recherche stolpern sollten.
Die Kernfrage vor jeder Entscheidung für eine bestimmte Weiterbildung lautet: Kann dieses Seminar, dieser MBA oder dieses Aufbaustudium mich meinem Ziel näher bringen?
Kirstin von Elm

Links

> Informations- und Ratgeberportal rund um MBA-Weiterbildungen: www.mba-channel.com

> Service- und Programmstelle Bildungsprämie: www.bildungspraemie.info

> Zentralstelle für Fernstudien: www.zfu.de

> Weiterbildungsdatenbanken: www.kursnet.arbeitsagentur.de (bundesweit größte Datenbank für berufliche Aus- und Weiterbildung, Hochschulstudiengänge und Ausbildungen); www.bildungsserver.de (Deutscher Bildungsserver); www.wis.ihk.de (Weiterbildungsdatenbank der Industrie- und Handelskammern)

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