Die starke Konzentration hat mit der zunehmenden Regulierungsdichte zu tun. Die Umstellung auf internationale Bilanzierungsnormen, die verschärften Compliance*-Anforderungen durch den Sarbanes Oxley Act**, die Bilanzrechtsmodernisierungsgesetze und nicht zuletzt die Globalisierung haben die Komplexität der Materie enorm erhöht. "Die Bilanzierung ist schwieriger und spezifischer geworden. Das können nur die großen Gesellschaften schultern", urteilt Karlheinz Küting, Professor am Saarbrücker Institut für Wirtschaftsprüfung.
Um im Regulierungswirrwarr überhaupt noch den Durchblick zu behalten, müssen die 13.500 Wirtschaftsprüfer in Deutschland viel Zeit und Geld in Weiterbildung investieren. Dafür ist ihr Job krisensicher und bereits im Einstieg mit durchschnittlich 43.700 Euro Jahresgehalt gut bezahlt. Die Krise verschafft den Wirtschaftsprüfern wieder neue, wichtige Handlungsfelder. "Alle Analysen zeigen, dass in den unterschiedlichsten Bereichen Bedarf für Verbesserungen besteht, um das Finanzsystem widerstandsfähiger gegen künftige Krisen zu machen", urteilt das Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) in Düsseldorf. So sind die Prüfer gefragt, den Unternehmen zu Risikofrühwarnsystemen zu verhelfen, die funktionieren. Die Finanzaufsicht benötigt effektivere und möglichst grenzüberschreitende Regelungen, um ihre Kontrollfunktion zu stärken. In wirtschaftlich schlechten Zeiten steigt zudem der Bedarf an forensischer Wirtschaftsprüfung: Ursachen und Schadenhöhe von Bilanzfälschungen müssen ermittelt werden. Das alles wird die Branche in Atem halten und ihr auch zukünftig hohe Umsätze bescheren.
>>>Risiken
Mit der steigenden Zahl an Insolvenzen werden in den kommenden Monaten auch die Vorwürfe gegen Wirtschaftsprüfer lauter werden: Welche Mitschuld tragt Ihr eigentlich an der Finanzkrise? Schließlich gehen sie bei der Prüfung eines Jahresabschlusses zunächst der Frage nach, ob das zu prüfende Unternehmen die kommenden zwölf Monate überleben wird oder nicht. Wenn der Prüfer der Ansicht ist, ein Unternehmen überstehe das Jahr nicht, muss entsprechende Vorsorge getroffen werden. Die Prüfer haben zudem festzustellen, ob das Risikofrühwarnsystem eines Unternehmens in der Lage ist, Risiken rechtzeitig zu erkennen. In den USA gibt es bereits Konkursverwalter, die nach dem Zusammenbruch von Unternehmen den Abschlussprüfer zur Verantwortung ziehen wollen.
Auch was das Personalrecruiting angeht, hat sich die WP-Branche auf die Krise eingestellt: Die "Big Four" planen derzeit weitaus weniger neue Kräfte einzustellen, als in den Vorjahren. PwC etwa hat die Zahl um 50 Prozent auf nur noch 500 für das laufende Geschäftsjahr (Beginn: 1. Juli 2009) reduziert, KMPG belässt es derzeit bei 700 Stellen für das laufende Geschäftsjahr 2008/2009 (endet am 30. September 2009). Deloitte hat zwar knapp 1.000 Neulinge 2008/2009 eingestellt, macht aber weitere Neueinstellungen für das neue Geschäftsjahr ab 1. Juli 2009 von der Marktentwicklung abhängig. (jul)