Die drei größten Einflussfaktoren
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Am stärksten schlägt dabei die Unternehmensgröße durch: Je größer, desto besser wird verdient. Erhält – so eine Studie der Vergütungsberatung Personalmarkt – beispielsweise ein Absolvent in einem Unternehmen mit 100 Mitarbeitern im Durchschnitt 36.000 Euro, so ist der gleiche Einstiegsjob in einem 1.000-Mann-Betrieb 45.000 Euro wert, 25 Prozent mehr. Nach Angaben der VDI-Gehaltsstudie erhält ein Jungingenieur in einem 5.000-Mann-Unternehmen im Schnitt 45.200 Euro im Jahr. Der gleiche Posten in einem 50-Mann-Unternehmen wäre im Schnitt „nur“ 38.400 Euro wert. Und nach einer aktuellen Alma-Mater-Studie kann eine Firma mit weniger als zehn Mitarbeitern einem Absolventen im Durchschnitt 14 Prozent weniger zahlen als etwa ein Hundert-Mann-Unternehmen, ohne sich und sein Gehaltsgefüge zu ruinieren. Ein über 5.000-Mitarbeiter-Schuppen kann dafür fast 6,5 Prozent mehr offerieren.
Allein schon dieser Umstand ist Grund genug, bei jeder einzelnen Bewerbung den Gehaltswunsch zu überdenken und entsprechend neu zu recherchieren. Fatal wäre es, immer mit den gleichen Forderungen ins Gespräch zu gehen.
>>> Wie schlägt sich die Region nieder?
Im europäischen Vergleich zwar eher moderat ausgeprägt, ist das regionale Gefälle bei den Einkommen in Deutschland aber dennoch ein Faktor, den man bei Gehaltsgesprächen im Hinterkopf haben sollte. Denn: Wer sich bei einem Wechsel „vom Land“ in eine Hochpreisstadt wie München, Hamburg oder Frankfurt zu billig einkaufen lässt, kriegt später Probleme mit der Finanzierung seines Alltags.
Grundsätzlich gilt: Im Süden wird besser bezahlt als im Norden, im Westen besser als im Osten und in der Stadt mehr als auf dem platten Land. Der Vergütungsdienstleister Personalmarkt hat beispielweise errechnet, dass man in Frankfurt am Main (Platz 1), München und Stuttgart das 1,2-fache von dem verdient, was im Bundesschnitt erzielt wird. 2,5 bis 5,5 Prozent unter dem Schnitt liegen das Saarland und Bremen sowie Niedersachsen. In der Bundeshaptstadt werden sogar 6,5 Prozent weniger gezahlt. Vor alle betroffen sind aber die neuen Bundesländer, wo von Dresden (- 17,8 Prozent) bis 82,2) bis Mecklenburg-Vorpommern (-27,1 Prozent) deutliche Abschläge in Kauf genommen werden müssen.
>>> Welchen Einfluss hat die Wahl der Branche?
Neben der Firmengröße und der Region spielt die Branche bei der Einkommenshöhe eine entscheidende Rolle. Zum einen, weil es den Wirtschaftszweigen unterschiedlich gut geht, zum anderen, weil sie sich historisch bedingt unterschiedliche Gehaltsniveaus leisten. Zu den Branchen mit überdurchschnittlichen Gehältern zählen nach einer Analyse von Personalmarkt traditionell die Banken, die rund 20 Pronzent über dem Marktschnitt liegen, gefolgt von den Unternehmensberatungen (+16,2 Prozent) und der Investitionsgüterindustrie (+14,2 Prozent). Aber auch andere Finanzdienstleister, die Pharmaindustrie, der Maschinenbau, Halbleiter-, Software- und Medizintechnik-Branche, sowie IT-Systemhäuser, Chemie und Verfahrentechnik, Versicherungen und der Anlagenbau liegen noch zweistellig über dem Markt.
Im guten Mittelfeld und damit immer noch über dem Schnitt liegen Luftfahrt und Autoindustrie, die Energiewirtschaft und die Elektrotechnikbranche, aber auch Konsumgüter-, telekommunikation sowie Steuerberatungen und Wirtschaftsprüfungen.
Chronisch schwach auf der Brust sind die Gehälter in den Medien, in Werbung und PR, bei Personalberatern, Verbänden, in Forschungsinstituten, Logistik und Transport, aber vor allem im Gesundheitswesen, dem Einzelhandel, in Bildung und Sozialen Einrichtungen. Ganz am Ende der Skala stehen Hotels und Gaststätten sowie Call-Center. Grundsätzlich schlagen sich die Branchenunterschiede stärker in den Gehältern sehr spezialisierter Positionen nieder, etwa im Vertrieb, in Forschung und Entwicklung oder in der Konstruktion. Branchenübergreifende Funktionen wie das Personalmanagement sind weniger stark betroffen. Da orientieren sich Unternehmen nicht so stark an der eigenen Branche, sondern am Gesamtarbeitsmarkt.
>>> Unterscheiden sich Gehälter von Fach- und Führungskräften?
Führungskräfte verdienen mehr. Während Fachkräfte in Deutschland vielfach noch nach Tarifgruppen bezahlt werden und es je nach Leistung und Position außertarifliche Zulagen wie Jahresprämien gibt, werden Führungskräfte meist gleich außertariflich bezahlt. Mindestens zehn bis 15 Prozent mehr gibt es für Leute, die Mitarbeiter zu führen haben. So erhält nach einer Studie der VDI-Nachrichten ein Projektingenieur bei einem Energieversorger im Schnitt 50.100 Euro, als Manager des Projektes sind dagegen 62.100 Euro drin, als Gruppen- oder Teamleiter sogar 70.000 Euro. Denn mit der Zahl der Schäflein steigt auch der Zuschlag. In einer Fachlaufbahn dagegen kommt man über das Gehalt eines Gruppenleiters selten hinaus, wie die Vergütungsberatung Kienbaum feststellt. Erst einige Unternehmen ermöglichen ähnlich hoch dotierte Spezialistenkarrieren. So langsam findet aber auch hier ein Umdenken statt.
>>> Gibt’s für einen Doktortitel mehr?
Je nach Studie liefern sich Diplom- und Master-Abschlüsse in Sachen Einstiegsgehalt regelmäßig ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Mal liegt der eine Abschluss leicht vorne, mal ein anderer. Die VDI-Nachrichten ermittelten beispielsweise für ein Uni- oder TH-Diplom 45.500 Euro und für den Master 1.300 Euro weniger. Mit einem Fachhochschul-Diplom wurden einem im Schnitt 44.000 Euro geboten.
Nach wie vor leicht abgeschlagen sind die Bachelor-Absolventen: So erhob eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung für einen Uni-Master-Absolventen ein durchschnittliches Monatseinkommen von 3.680 Euro, während der FH-Bachelor-Kollege bei „nur“ 3.300 Euro landete. In der VDI-Erhebung startete ein Ingenieur-Bachelor dagegen im Schnitt mit ansehnlichen 42.500 Euro. Fairerweise muss man auch bedenken, dass Bachelor-Absolventen früher in den Beruf gehen und deshalb auch schon früher verdienen. Nach wie vor mehr Gehalt – einige Tausend im Jahr – gibt es für einen Doktortitel, sofern er im Job Vorteile bringt (Managementpositionen) und nicht ohnehin essenziell für den Beruf ist (Chemiker oder Ärzte).
>>> Warum verdienen Frauen weniger?
Wenn man ganz bösartig sein will: weil sie selber schuld sind. Personaler berichten, dass Frauen sich für den gleichen Job oft zehn bis 15 Prozent billiger einkaufen lassen als Männer, eine McKinsey-Studie hat sogar 20 Prozent ermittelt. Das fängt schon beim Berufseinstieg an: Gehen Absolventinnen im Schnitt von einem Monatsbrutto von 2.800 Euro aus, gehen die Kommilitonen mit 3.460 Euro vor Augen ins Rennen. Und auch später in Gehaltsverhandlungen mit dem Chef sind Frauen schneller zufrieden als Männer, wie Studien und Berichte von Personalverantwortlichen zeigen.
Aber natürlich ist das nur eine Seite der Wahrheit. Fakt ist auch, dass Frauen durch Babypausen oder Teilzeitjobs wertvolle Karrierezeit „verlieren“ und in dieser Zeit diverse Gehalts- und Beförderungsrunden aussetzen. Darüber hinaus begeistern sie sich öfter für schlechter bezahlte Branchen und Berufsbilder oder landen in kleineren Firmen.
Das alles erklärt gewisse Gehaltsungerechtigkeiten dennoch nicht. So ermittelte die Managementberatung Kienbaum, dass Führungsfrauen unterhalb der Geschäftsführung zwölf Prozent weniger verdienen als die männlichen Kollegen. Bei Fachkräften fielen die geschlechterbedingten Unterschiede am geringsten aus: In einer Spezialistenlaufbahn waren es sieben Prozent, auf Sachbearbeiterebene sechs. Insgesamt erkennt Kienbaum über die Jahre einen Trend zur Besserung. Trotzdem bliebt noch die Tatsache, dass Frauen bei gleicher Qualifikation nur im Öffentlichen Dienst das gleiche Geld bekommen wie Männer. In der Privatwirtschaft erhalten sie in vielen Bereichen nach wie vor weniger. Umso wichtiger ist es also gerade für Frauen, immer wieder Gehaltsverhandlungen zu führen.
>>> Wie werden Azubis bezahlt?
In Deutschland wird das Gros der Azubis nach Tarifvertrag bezahlt. Nicht tarifgebundene Betriebe können dagegen die in ihrer Branche und Region festgelegten tariflichen Ausbildungsvergütungen nach derzeitiger Rechtsprechung um bis zu 20 Prozent unterschreiten. Dennoch zahlen auch diese Betriebe häufig freiwillig die tariflichen Vergütungssätze. Die Höhe der tatsächlich gezahlten Ausbildungsvergütungen wird somit nach wie vor stark durch die tariflichen Regelungen geprägt, obwohl die Tarifbindung der Betriebe seit Mitte der 1990er-Jahre in Westdeutschland deutlich abgenommen hat und ostdeutsche Betriebe deutlich seltener tarifgebunden sind als westdeutsche.Lediglich in Nischenberufen werden Lehrlinge ohne diese Vorgaben bezahlt. Dumping ist da nicht ausgeschlossen.
In Westdeutschland, so stellte das Bundesinstitut für Berufsbildung in seiner jährlichen Analyse fest, lag der Vergütungsdurchschnitt 2014 bei 802 Euro im Monat. Gegenüber dem Vorjahr erhöhten sich damit die tariflichen Ausbildungsvergütungen um 4,6 Prozent. In Ostdeutschland hingegen betrugen die tariflichen Vergütungen 2014 durchschnittlich 737 Euro, was einem Anstieg um 4,1 Prozent entsprach.
Die Spannen bei den Gehältern unterscheiden sich um mehrere Hundert Euro zwischen den einzelnen Branchen und Lehrberufen. Generell gilt: In Industrie und Handel wird besser bezahlt als im Handwerk oder in den freien Berufen. Während beispielsweise ein westdeutscher Industrie-Azubi über alle seine Lehrjahre auf einen Schnitt von 813 Euro monatlich kommt, beendet sein Handwerkskollege mit 207 Euro weniger seinen Monat.
>>> Erhalten Praktikanten eine Bezahlung?
In der Regel ja, wie Jobguide seit Jahren immer wieder in Befragungen von Unternehmen feststellt. Auch ein Blick auf die aktuellen Firmenprofile in diesem Jobguide-Ratgeber bestätigt dies. Das Gros der Firmen zahlt einen kleinen Obolus.
Der Recruiting-Spezialist Alma Mater hat in einer aktuellen Studie dazu folgende Zahlen ermittelt: Die Hälfte der Praktikanten verdient zwischen 400 und 700 Euro. Der Durchschnitt liegt bei 535 Euro. Wer seine Abschlussarbeit im Unternehmen schreibt, wird ähnlich vergütet. Neben einer monatlichen Summe sind aber auch Abschlussprämien verbreitet: Wer mit seiner Arbeit eine gute Note erzielt, erhält bis zu 5.000 Euro als Anerkennung vom Unternehmen.
Tendenziell werden Praktika während eines Bachelor-Studiums leicht schlechter bezahlt als solche von Master-Studenten. Das erklärt sich schlicht damit, dass Studenten in höheren Semestern schon mehr Fachwissen einbringen können und mit den anspruchsvolleren Projekten betraut werden. So schön eine hohe Vergütung fürs Studibudget auch ist, so klar sollte man immer im Hinterkopf haben: Viel Geld bedeutet meist auch viel Arbeit – und wenig Spielraum zum Lernen. Nicht selten werden Praktikanten als Mitarbeiterersatz angeheuert. Sie sollen dann Arbeit wegschaffen und nicht viele kluge Fragen stellen. Hier muss jeder abwägen, wo er die Grenze ziehen will.
Einen großen Verhandlungsspielraum in Sachen Vergütung haben Praktikanten nicht, in der Regel folgen Arbeitgeber ihren haus-internen Vorgaben. Grundsätzlich gilt: Je größer der Laden, desto eher werden Praktikanten bezahlt und desto höher fällt das Salär aus. Und spezialisierte Praktika - zum Beispiel im Projektmanagement - machen sich fürs Renommee wie für den Geldbeutel besser bezahlt als unspezifische Stippvisiten à la Mädchen für alles.
Tipp: Wer an ein Unternehmen gerät, das gar nichts zahlen will, kann versuchen, eine Bezahlung in Naturalien herauszuhandeln: Monatsticket, Essensgeld, Rabatte auf die Produkte, die das Unternehmen herstellt, Fachliteratur, Benzingutscheine. Viele nicht-monetäre Zuwendungen kann ein Unternehmen steuermindernd absetzen – was dem Chef die Sache vielleicht ein bisschen schmackhaft macht.