Der Dienst
Der Bundesnachrichtendienst (BND) ist neben dem Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und dem Militärischen Abschirmdienst (MAD) einer der drei Nachrichtendienste der Bundesrepublik Deutschland. Als Bundesoberbehörde ist er dem Bundeskanzleramt nachgeordnet, wird also von diesem kontrolliert. Der BND entstand 1956 als die Organisation Gehlen, die die Amerikaner nach dem Krieg als Militärgeheimdienst zur Aufklärung der Sowjetarmee installiert hatten, in den Bundesdienst übernommen wurde.
Aufgaben
Der Auftrag des BND, der seit 1990 auch in einem eigenen BND-Gesetz geregelt ist, lautet: Erkenntnisse über das Ausland zu gewinnen, die von außen- und sicherheitspolitischer Bedeutung für die Bundesrepublik Deutschland sind, die erforderlichen Informationen zu sammeln und sie auszuwerten. Solche Erkenntnisse können ausländische Terrorzellen ebenso betreffen wie Schleuseraktivitäten oder Details zum Ursprung und Hergang von Hacker-Angriffen aus dem Ausland.
Bei der Abwehr solcher Cyberangriffe beispielsweise geht es darum, Hacker-Gruppen zuvorzukommen, die dafür bezahlt werden, dass sie Strukturen im Cyberraum aufbauen, die für Spionage und gezielte Sabotage an kritischen Infrastrukturen anderer Staaten genutzt werden können.
Dabei darf sich der BND nachrichtendienstlicher Mittel bedienen, zu denen zum Beispiel Observationen, sogenannte Legendierung durch Tarn-Biografien sowie Tarnkennzeichen an Kraftfahrzeugen gehören. Anders als die Auslandsnachrichtendienste einiger anderer Staaten hat der BND aber keine polizeilichen Exekutivbefugnisse, kann also zum Beispiel niemand festnehmen.
Bei der Arbeit an solchen Herausforderungen arbeitet der BND mit dem Bundesamt für Verfassungsschutz, dem Bundesamt für den Militärischen Abschirmdienst, dem Bundeskriminalamt, den Landeskriminalämtern, der Bundespolizei und dem Generalbundesanwalt sowie dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik zusammen. Darüber hinaus gibt es Kooperationen mit über 450 ausländischen Partnerdiensten.
Als Dienstleister der Bundesregierung unterrichtet der BND prinzipiell alle Ressorts, hat aber die meisten Berührungspunkte mit den Ministerien, in denen die Außen- und Sicherheitspolitik eine besonders große Rolle spielt. Hierzu gehören neben dem Bundeskanzleramt das Auswärtige Amt und die Bundesministerien der Verteidigung, des Innern, für Bau und Heimat, für Wirtschaft und Energie sowie für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. In Hintergrundgesprächen informieren Mitarbeiter des BND die Mitglieder des Bundestags. Außerdem erstellt der BND jeden Monat Hunderte von Berichten und Antworten auf Anfragen der Bundesregierung.
Standorte und Mitarbeiter
Für den Bundesnachrichtendienst sind rund 6.500 Mitarbeiter tätig, von denen seit Anfang 2019 ein Großteil am neuen Standort im Berlin Mitte sitzt.
Zuvor befand sich die Zentrale des BND in Pullach bei München, wo auch heute noch die Abteilung Technische Aufklärung verblieben ist.
Darüber hinaus verfügt der BND über andere, teils geheime Dienststellen in Deutschland sowie im Ausland.
Karriere beim Bundesnachrichtendienst
Wer für den BND arbeiten möchte, muss die deutsche Staatsbürgerschaft haben und sollte neben den für die Stelle nötigen Qualifikationen ein ausgeprägtes Interesse an gesellschaftlichen und politischen Themen haben und idealerweise über gute Fremdsprachenkenntnisse verfügen.
Einsatz- und Karrieremöglichkeiten bestehen beispielsweise in den Bereichen Informationsgewinnung, Analyse und Berichterstattung, aber auch in der Verwaltung und beim Geo-Dienst sowie in den sprachaffinen Bereichen des BND.
Bei der Informationsgewinnung geht es um Spionage, also den Einsatz nachrichtendienstlicher Mittel. Diese reichen von klassischen Informanten, der sogenannten Human Intelligence, die im BND-Sprachgebrauch kurz „HUMINT“ heißt, über die Auswertung von Satelliten- und Luftbildaufnahmen, der Imagery Intelligence (IMINT), elektronischer Kommunikation (Signals Intelligence, SIGINT), Recherchen in offen zugänglichen Quellen (Open Source Intelligence, OSINT) bis zu Social Media Intelligence (SOCMINT) und GEOINT, der Geospatial Intelligence, die ebenfalls Satellitenbilder zur Recherche nutzt.
Bei HUMINT geht es um die Königsdisziplin der Nachrichtendienste, das Führen von Personen, die den BND mit Informationen versorgen. Diese Arbeit kann sowohl für die Quellen als auch die BND-Mitarbeiter mit gewissen Risiken verbunden sein. Die Operateure brauchen daher nicht nur Fachkenntnisse in ihrem jeweiligen Themengebiet, eine umfassende operative Schulung, sondern auch unterschiedliche Sprachkenntnisse, interkulturelle Kompetenz und psychologisches Feingefühl.
Eine denkbare Aufgabe im Bereich IMINT könnte zum Beispiel sein, anhand von Satelliten- oder Luftbildaufnahmen zu überprüfen, ob Social Media-Gerüchte über militärische Truppenbewegungen zutreffen.
Die Experten für SIGINT nutzen modernste Erfassungs- und Filtertechnik, um aus Satelliten- oder leitungsgebundener Kommunikation, E-Mails oder Voice-over-IP die Informationen herauszufiltern, die der BND zur Erfüllung seines Auftrags braucht.
OSINT-Spezialisten nutzen spezielle Recherche-Werkzeuge, um sowohl aus offen zugänglichen Quellen, als auch aus zugangsbeschränkten Bereichen des Internets Informationen zu gewinnen.
Soziale Medien bieten dem Bereich SOCMINT einen sehr schnellen Zugang zu offenen Informationen, sind aber deshalb für den BND so relevant, weil Terrorgruppen soziale Medien als Schnittstelle nutzen zwischen geografisch weit entfernten Krisenherden und radikalisierten Gruppen in Deutschland und Europa. Auch bei der gezielten Verbreitung von Fake-News spielen sie eine wichtige Rolle.
Daten, die sich georeferenzieren lassen, also einem geografischen Ort zuordnen, sind das Tätigkeitsfeld von GEOINT. Hier werden Satellitenbilder, nachrichtendienstliche Erkenntnisse und offen zugängliche Informationen verknüpft, um zum Beispiel Migrationsbewegungen zu klimatischen Veränderungen oder lokalen Krisenherden in Beziehung zu setzen.
Wenn diese Abteilungen Informationen bereitgestellt haben, ist es im nächsten Schritt Aufgabe von Analysten, diese Informationen zu bewerten. Analysten sind Experten in ihren jeweiligen Fachgebieten und überprüfen Informationen auf deren Wahrheitsgehalt, zumal diese oft nur unvollständig oder zunächst als unbestätigte Gerüchte vorliegen. Dabei kann es sich um die Hintergründe einer illegalen Waffenlieferung oder auch um die Sicherheitslage in Einsatzgebieten der Bundeswehr handeln.
Seinem Auftrag zur Berichterstattung kommt der BND auf sehr unterschiedliche Weise nach, das kann mal ein Warnhinweis sein, mal eine umfangreiche Analyse. Denn jeder Abnehmer von Informationen hat andere inhaltliche Zuständigkeiten und Anforderungen, denen der BND mit jeweils maßgeschneiderten Formaten gerecht wird.
Dabei ist die Einschätzung des Dienstes für die Bundesregierung besonders dann wichtig, wenn über andere Kanäle keine oder nur widersprüchliche Informationen zu bekommen sind.
Professionals und Hochschulabsolventen
Neben vielen ITlern, Informatikern und Mathematikern, die zum Beispiel als Analysten für Cybersicherheit oder Softwareentwickler eingesetzt werden, sucht der BND auch Ingenieure, aber auch Mitarbeiter für Verwaltungsaufgaben und Geisteswissenschaftler sowie Muttersprachler in verschiedenen Sprachen. Ebenso wie akademische Professionals steigen auch Hochschulabsolventen direkt in ausgeschriebene Positionen ein.
Praktikanten
Praktikumsstellen, ebenso wie Einsätze im Rahmen des juristischen Vorbereitungsdienstes, gibt es beim BND aus Sicherheitsgründen nicht.
Was der BND jedoch insbesondere Studierenden an deutschen Unis oder Hochschulen mit IT-Kenntnissen anbietet, ist der „BND Summer of Code“. Im Projektzeitraum Juli - September 2020 haben sie die Möglichkeit, Programmier- und Projekterfahrung bei der Weiterentwicklung einer Open Source Software zu sammeln. Sie müssen sich darum bis zum 15. April 2020 bewerben. Der BND zahlt ihnen für ein erfolgreich evaluiertes Projekt ein Stipendium in Höhe von 5.000 Euro.
Azubis / Duales Studium
Für Schüler bietet der BND zwei Möglichkeiten an: Eine Ausbildung für den mittleren Dienst und ein Hochschulstudium, das in den gehobenen Dienst führt.
Voraussetzungen für den mittleren Dienst ist ein Realschulabschluss (mindestens Note 3,0) oder Hauptschulabschluss mit abgeschlossener Berufsausbildung im kaufmännischen oder verwaltungsfachlichen Bereich sowie die deutsche Staatsangehörigkeit.
Der mittlere Dienst wird für Verwaltungsaufgaben in den operativen und auswertenden Bereichen eingesetzt sowie in der Eigensicherung des BND. Nach längerer Erfahrung sind hier auch Einsätze an den Residenturen im Ausland möglich.
Die Laufbahnausbildung dauert zwei Jahre und besteht aus acht Monaten Theorie und 16 Monaten Praxis. Die fachtheoretischen Lehrgänge sowie Praktika finden in Berlin und eventuell einigen Außenstellen statt. Während der Laufbahnausbildung des mittleren nichttechnischen Dienstes verdienen die Anwärter ca. 1.350 Euro monatlich.
Der nächste Termin für einen Ausbildungsbeginn ist der 01. Juni 2022. Es muss eine Bewerbung bis 28. Februar 2021 vorliegen.
Die dreijährige Laufbahnausbildung im gehobenen Dienst baut auf dem Abitur oder der Fachhochschulreife (Notenschnitt von mindestens 2,5) auf und führt über ein dreijähriges Studium in Berlin und Brühl in die Position des Regierungsinspektors mit dem akademischen Grad Diplom-Verwaltungswirt.
Während der drei Jahre erlernen die Nachwuchskräfte das nachrichtendienstliche Handwerk in einem halbjährigen Grundstudium an der Hochschule des Bundes in Brühl sowie einem Hauptstudium und Praktika in Berlin oder eventuell an Außenstellen. Neben Staats-, Verwaltungs- und Beamtenrecht lernen sie anhand aktueller politischer, wirtschaftlicher oder rechtlicher Fragestellungen Informationen zu beschaffen und zu analysieren.
Überdies werden Englischkenntnisse vertieft und nachrichtendienstliche Fachthemen wie Observation vermittelt.
Bevorzugte Einsatzgebiete für den gehobenen Dienst sind die operativen und auswertenden Bereiche sowie die Eigensicherung des BND.
Die Anwärter des gehobenen Dienstes verdienen während ihrer Ausbildung derzeit ca. 1650 Euro monatlich.
Nächster Ausbildungsbeginn ist am 01. April 2022, wofür die Bewerbung bis zum 28. Februar 2021 vorliegen muss.
Technikinteressierten Bewerbern bietet der BND die Möglichkeit zu einem Bachelorstudium in Technischer Informatik und Kommunikationstechnik, das mit einem Bachlor in Engineering beendet wird, sowie ein reines Informatikstudium, das zum Bachlor of Science führt.
Beide Studiengänge gehen über drei Jahre und finden an der Universität der Bundeswehr in Neubiberg bei München statt. Die Studierenden erhalten während der drei Jahre ein monatliches Studienentgelt von 1.250 Euro.
Wer am Ende September 2022 mit dem Studium beginnen will, sollte seine Bewerbung bis zum 7. Januar 2022 abgegeben haben.
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