Kontakt gezielt suchen und pflegen
Headhunter sind exzellente Ansprechpartner für wechselwillige Fach- und Führungskräfte. Auch wer erst mittelfristig auf Jobsuche gehen will, sollte früh einen guten Draht zu ihnen aufbauen. Ernst Heilgenthal Partner der Personalberatung Gemini Executive Search sagt, wie das geht.
Herr Heilgenthal, Gemini Executive Search gehört zu den Top-Ten-Personalberatungen in Deutschland, die sich auf die Direktansprache von Fach- und Führungskräften für das Spitzenmanagement spezialisiert haben. Muss ich als Kandidat warten, bis Sie mich entdecken oder kann ich auch aktiv auf Sie zugehen?
Talente werden von uns entdeckt. Aber es gibt natürlich probate Mittel, Personalberater auf sich aufmerksam zu machen. Etwa durch einen spannenden Artikel, den Sie als Experte in einer Fachzeitschrift oder Firmenpublikation veröffentlichen. Oder Sie sprechen Personalberater auf einer Tagung oder Messe persönlich an. Man tauscht Visitenkarten aus, wechselt ein paar Worte und schon hat man einen ersten Kontakt, an den sich später anknüpfen lässt.
Werden Sie als Personalberater nicht von Bewerbern nur so überrannt?
Sicher. Aber anonyme Bewerbungsschreiben bringen wenig. Wir nehmen Sie zwar in unsere Datenbank auf. Das kostet Sie nichts, aber dass wir Ihnen daraufhin eine Position vermitteln könnten, wäre schon ein Riesenzufall. Den Kontakt zu einem Berater muss man gezielt suchen und pflegen. Das heißt, man sollte ihm nach dem ersten Kennenlernen einmal im Jahr eine Karte schreiben oder anrufen, anstatt nach drei Jahren aus heiterem Himmel einen Hilferuf loszulassen, nach dem Motto „Meine Firma wird gerade umstrukturiert und ich brauche dringend einen neuen Job".
Ist Ihnen das nicht lästig, wenn wildfremde Leute Ihnen auf die Pelle rücken?
Wenn einer ständig in meinem Büro anruft, von dem ich weiß, dass ich ihm sowieso nicht weiterhelfen kann, würde ich mich irgendwann mal verleugnen lassen. Aber ich halte es für völlig legitim, einen Berater bei einem gesellschaftlichen Event anzusprechen und ihn um seinen Rat bei einer Karrierefrage zu bitten. Das ist eine Frage des Selbstbewusstseins. Wenn die Chemie stimmt, dann erinnere ich mich auch nach Jahren noch an solche Begegnungen. Mich interessiert dann, ob mein Tipp von damals richtig war und was aus den Leuten geworden ist. Zwischendurch ein Anruf, wie es im neuen Job so läuft, hält den Kontakt lebendig.
Was bringt einem der Kontakt zu Headhuntern?
In jedem Fall die Chance, bei Karriereentscheidungen einen Personalprofi kostenlos um Rat bitten zu können. Der Kontakt kann aber auch zu einem konkreten Jobangebot führen. Man sollte die eigene Karriereentwicklung als Langfristprojekt begreifen, bewusst Marketing in eigener Sache betreiben und damit schon in jungen Jahren anfangen. Es gibt nicht nur ein Old Boys Network, sondern auch ein Young Boys Network. Viele halten nach dem Studium Kontakt zu ein, zwei Kommilitonen, mit denen sie sich am besten verstanden haben. Aber auch das Netzwerken mit Studienkollegen, denen man weniger nahe stand, ist sinnvoll. Einer davon wird später vielleicht Hauptabteilungsleiter und kann einem dann vielleicht einen Job vermitteln. Genauso funktioniert das auch in unserem Geschäft. Irgendwann bekommt der Berater einen Suchauftrag und erinnert sich an den Manager x, mit dem er schon seit Jahren lose in Kontakt steht und der ist plötzlich genau der Mann, den sein Kunde gerade gebrauchen kann.
Wie finde ich den Personalberater, der am meisten für mich tun kann?
Übers Internet. Auf ihren Homepages veröffentlichen die Beratungen zudem die Profile ihrer Berater, so dass Kandidaten gezielt Kontakt zu dem Branchenexperten aufnehmen können. Wichtig ist zudem, dass ich die Jobsuche als Projekt begreife, das einen Anfang und ein Ende hat. Die Jobsuche verläuft schnell im Sand, wenn man sich in seinem derzeitigen Job nicht freischaufeln kann. Wer aber entschlossen ist, in einem halben Jahr zu wissen, wie es weitergeht, vermittelt auch potenziellen Arbeitgebern den Eindruck, dass er weiß, was er will.
Mit wie vielen Beratern sollte ich Kontakt aufnehmen, wenn ich einen Job suche?Auf einen zu setzen wäre fahrlässig, weil es im Ernstfall um die Existenz geht. Mit zehn Beratern kann aber kein Mensch wirklich persönlichen Kontakt pflegen. Zudem sollte man immer daran denken, dass sich auch Berater untereinander austauschen und man als Unentschlossener schnell als verbrannt gilt.
Das Gespräch führte Julia Leendertse