Der Abschwung der einen ist der Aufschwung der anderen: So lässt sich das Geschäft der Sanierungs- und Restrukturierungsberatung am besten umschreiben. Mit jedem Abkühlen der Wirtschaft ist das Know-how der Sanierer gefragt, was auch der Unternehmensberatungsbranche hilft, eine nach fetten Jahren schwächere Nachfrage zu kompensieren.
Restrukturierungsberater kommen aus mehreren Disziplinen
Dabei fehlen den Häusern durchweg Experten, die sich in diesem Thema gut auskennen. Klassische Restrukturierungsberatung macht einen bestimmten Mix an Mitarbeitern erforderlich. Das sind Psychologen, die die Belegschaft mitnehmen, Datenwissenschaftler, die die IT-Informationen sammeln und auswerten können sowie einen Teamleiter, der die Schritte koordiniert.
Teamleiter fehlen
Genau auf dieser mittleren Hierarchiestufe sind derzeit Karrieresprünge möglich, denn in den Beratungshäusern mangelt es vor allem an Teamleitern. Grund dafür ist die Usance im Beratungsgeschäft, nach einigen Jahren des Consultings auf die andere Seite, also die des Kunden überzuwechseln. Viele der erfahreneren Berater sind in den letzten Jahren in die Industrie abgewandert – und fehlen jetzt als Koordinatoren.
Bessere Work-Life-Balance soll Berater halten
Unternehmensberatungen wie Goetzpartners beispielsweise versuchen deshalb traditionell gestandene Beraterkollegen an Bord zu halten, indem sie zusätzliche Hierarchiestufen einziehen, weniger Wochenendarbeit und eine reduzierte Anzahl an Reisetagen einführen, schreibt das Handelsblatt.
Viele neue Stellen für Sanierungsexperten
Neben Goetzpartners plant auch Roland Berger aktuell seine Restrukturierungsabteilung personell zu verstärken. Das Gleiche gilt für A.T.Kearney. Die amerikanisch-stämmige Managementberatung hat vor wenigen Jahren bereits in Deutschland eine eigene Tochtergesellschaft zur Vermittlung von Sanierungsexperten gegründet, die als Interimsmanager bei angeschlagenen Firmen aushelfen sollen.
Job der Sanierer hat sich durch Big Data verändert
Die Restrukturierungs- und Sanierungsberatung ist zwar nach wie vor auch ein Terrain für gestandene Manager, die als Quereinsteiger in das Consultinggeschäft einsteigen. Allerdings gilt auch: Die Arbeit dieser Experten hat sich durch die Digitalisierung und Big Data verändert. Die alten Rezepte lassen sich nicht mehr 1:1 übernehmen. Vielmehr ist heute ein datentechnischer Ansatz gefragt, der beispielsweise eine viel schnellere Ist-Analyse der schwächelnden Unternehmen erlaubt. Auch sind die Fragestellungen heute viel konkreter und spezieller.
Quellen: Handelsblatt, 15. November 2019, Printausgabe, Seite 46, Handelsblatt