Ob man im Praktikum wirklich etwas lernt und ob es die Entscheidung für oder gegen einen Beruf voranbringt, hängt ein wenig vom Glück ab - aber auch von der Suche nach dem Praktikum, der Planung und Vorbereitung. Sechs Personalverantwortliche helfen dabei.

 

Wie komme ich an ein gutes Praktikum?
Meike Wacker, Miele:
Da stellt sich erstmal die Frage, was ein gutes Praktikum eigentlich ist. Und das kommt natürlich immer auf Ihre persönlichen Erwartungen an. Zuerst einmal zu klären im Rahmen der Praktikumssuche ist daher: Was will ich eigentlich? Haben Sie schon Ihre Leidenschaft für einen konkreten Bereich entdeckt und wollen nun praktische Qualifikationen sammeln? Dann suchen Sie sich ein Praktikum, das möglichst nah an Ihrem Wunschbereich liegt. Wollen Sie das erste Mal Praxisluft schnuppern und vor allem Arbeitsalltag und Unternehmensstrukturen kennen lernen? Dann überlegen Sie sich, ob Sie das besser in einem mittelständischen Unternehmen oder einem Großkonzern können.

Wenn Sie Ihr Ziel so genau vor Augen haben, geht es an die konkrete Suche: Knüpfen Sie frühzeitig - spätestens drei bis vier Monate vor Ihrem Wunschtermin - Kontakt zu potenziellen Praktikumsbetrieben und platzieren Sie bei Professoren, Ihrer Familie, Freunden und Bekannten, dass Sie auf der Suche nach einem Praktikumsplatz sind. Scheuen Sie sich nicht davor, Ihr Beziehungsnetzwerk zu nutzen. Suchen Sie parallel ganz "klassisch" in Jobbörsen und den Internetauftritten Ihrer Wunschunternehmen nach spannenden Angeboten.

Wie lange sollte ein Praktikum jeweils dauern?
Lena Stork, Colgate:
Die optimale Praktikumsdauer ist abhängig davon, was Sie erreichen wollen. Wenn es lediglich darum geht, herauszufinden, was sich hinter einem Berufsfeld verbirgt, so reicht zumeist ein kurzes Hineinschnuppern. Möchten Sie jedoch Ihren Traumjob auf Herz und Nieren prüfen, so empfiehlt sich ein längerer Aufenthalt.

Für Studenten eines Diplomstudiengangs sind aufgrund ihrer zeitlichen Flexibilität zumeist vier- bis sechsmonatige Praktika möglich. Bei Bachelor- und Masterstudiengängen liegen Prüfungsblöcke häufig in den Semesterferien, und Praxissemester sind nicht immer ins Studium integriert. Prüfen Sie in solch einem Fall, ob Sie ein oder zwei Semester aussetzen können, um Praxiserfahrung zu sammeln. Denn in Auswahlprozessen wird der Qualität der Praxiserfahrung zumeist mehr Gewicht beigemessen als der Kürze der Studienzeit.

Wie viele Praktika muss ich während meines Studiums gemacht haben?
Pierpaolo Aureli, Barilla:
Das hängt sicher von den individuellen Erfahrungswerten des einzelnen Studenten ab. Einem Abiturienten ohne praktische Erfahrung würde ich grundsätzlich mehr Praktika während des Studiums empfehlen als jemandem, der beispielsweise nach einer kaufmännischen Ausbildung ein Studium anschließt. Vor allem für unentschlossene Studenten können zwei bis drei Praktika empfehlenswert sein, gegebenenfalls in unterschiedlichen Branchen oder Unternehmensbereichen.

Ich habe bereits eine Ausbildung hinter mir. Brauche ich da überhaupt noch Praktika?
Mario D‘Alessio, Fraport:
Ja. Die im Rahmen der Ausbildung erlangte Praxiserfahrung ist unabhängig von der gewählten Studienrichtung wichtig. Wesentlicher Vorteil ist hierbei die Tatsache, dass Sie bereits das Arbeitsleben kennen gelernt und somit eine gewisse Berufsorientierung haben. Trotzdem empfiehlt es sich, im Rahmen des Studiums Praktika durchzuführen, da diese auf den zukünftigen Berufswunsch und  das Tätigkeitsfeld ausgerichtet werden können. Außerdem sind je nach Dauer des Studiums die in einer Ausbildung gemachten Erfahrungen bis zum Berufseinstieg nach dem Studium bereits einige Zeit vergangen. Nicht zuletzt die vielfältigen Kontakte, die man im Laufe der Praktika knüpft, sind häufig für den Berufseinstieg oder den weiteren beruflichen Werdegang immens wichtig.

Wie bewerbe ich mich richtig um ein Praktikum?
Meike Wacker, Miele:
Ihre Praktikumsbewerbung ähnelt in den Grundzügen jeder anderen Bewerbung: Standard sind Anschreiben, Lebenslauf und relevante Zeugnisse. Informieren Sie sich vor jeder Bewerbung, was Ihr Wunschunternehmen verlangt und stellen Sie die Unterlagen dann individuell zusammen. Bei Initiativbewerbungen ist es sinnvoll, vorab telefonisch Kontakt aufzunehmen. Auch bei Bewerbungen um Praktika gilt: Serien-Bewerbungen - sei es per E-Mail oder per Post - sind ein Knock-out-Kriterium!

Bei einer Praktikumsbewerbung erwartet zwar kaum eine Personalabteilung eine teure Bewerbungsmappe, aber achten Sie darauf, dass Ihre Kopien von guter Qualität sind und auch der Rest der Bewerbung sehr sauber und ohne Eselsohren abgeschickt wird.

Im Anschreiben sollten Sie Ihrem potenziellen Praktikumsbetrieb verdeutlichen, was Sie für ihn tun können. Vermeiden Sie dabei Selbstverständliches und Oberflächlichkeiten. Kenntnisse in Textverarbeitungsprogrammen haben beispielsweise fast alle Bewerber. Wenn Sie darauf unbedingt in der Bewerbung eingehen wollen, dann setzen Sie Ihre Kenntnisse in Bezug zu einem Nutzen für den Arbeitgeber oder stellen Sie Ihr vorhandenes Spezialwissen detailliert dar. Praktikanten sind in Unternehmen vor allem deshalb gerne gesehen, weil sie sich über mehrere Monate hinweg intensiv einem Projekt widmen können, ohne dauernd durch Alltagsgeschäft und Meetings abgelenkt zu werden. Machen Sie also deutlich, in welchem Projekt Sie Ihre Energien und Ideen gerne einbringen möchten und warum Sie sich das zutrauen.

Die meisten Unternehmen bieten nur Praktika ab vier Monaten an. Wie bekomme ich die in mein straffes Bachelorstudium unter?
Katja Ruf, Josef Gartner:
Dieses Problem wird Unternehmen, Hochschulen und Studierende sicher noch einige Zeit beschäftigen. Sie als Studierende können es aber nicht lösen. Die Hochschulen müssen ihre Studienkonzepte überdenken, andererseits sind auch Unternehmen gefragt umzudenken. Dies haben wir bei Gartner in Einzelfällen schon getan und positive Erfahrungen damit gemacht.

Wichtig ist in meinen Augen, dass Sie als Studierende sich nicht zurücklehnen nach dem Motto "Ich hab ja eh keine Chance", sondern dass Sie Unternehmen Interesse signalisieren und zeigen, welche zeitlichen Möglichkeiten Sie haben. Ein Praktikum muss nicht immer sechs Monate am Stück dauern. Denkbar wäre auch, dass Studierende zusammenhängend ein zweimonatiges Praktikum absolvieren und danach ein Mal pro Woche einen Tag ins Unternehmen kommen. Oder dass sie zwei Mal zwei Monate kommen, wie das eine junge Studentin bei uns tut. Dies erfordert natürlich von allen Seiten ein Umdenken. Praktika werden dann nicht nur strukturell, sondern auch inhaltlich anders aussehen als bisher.

Findet sich keine solche Lösung, würde ich zum Beispiel empfehlen, ein Urlaubssemester zu nehmen, falls das Studium das zeitlich zulässt. Muss ich als Personaler mich entscheiden zwischen einem Bewerber, der in Regelstudienzeit studiert hat und einem Bewerber mit einer längeren Studienzeit, aber mehr Praxiserfahrung, würde ich in jedem Fall die Erfahrung als wichtiger erachten als ein Semester mehr oder weniger.

Worin unterscheidet sich ein Konzern-Praktikum von einem im Mittelstand?
Simone Heinisch, Ferchau:
Praktika im Mittelstand sind häufig geprägt von Generalismus, während das Aufgabengebiet im Konzern stärker eingeschränkt ist. Studenten bekommen im Mittelstand wegen der oft kürzeren Entscheidungswege ganzheitliche Zusammenhänge vermittelt und erschließen sich Organisationsstrukturen. Im Konzern hingegen lernen sie meist einen eher kleinen, eng gefassten Aufgabenbereich kennen. Aufgrund der Komplexität dieser Unternehmen ist es nur schwer möglich, Prozesse und Abläufe zu erkennen.

 

Ab welchem Semester sind Praktika sinnvoll?
Mario D'Alessio, Fraport:
Meines Erachtens ist bei der Entscheidung, wann ein Praktikum absolviert wird, wichtig, im Vorhinein die Zielsetzung zu bestimmen. Möchte man in eine Branche oder Tätigkeit hinein schnuppern? Handelt es sich um eine erste Berufsorientierung? Dann kann dies sicherlich schon am Anfang des Studiums stattfinden. Oder möchte man theoretische Grundlagen anwenden oder vertiefen und hat eventuell schon erste Praxiserfahrung oder möchte man ein Spezialgebiet kennen lernen? In diesem Fall ist ein Praktikum im weiteren Verlauf des Studiums angebracht. Bei der Fraport AG bieten wir Hochschulpraktika grundsätzlich zu jedem Zeitpunkt des Studiums an.

Insgesamt denke ich, dass sowohl für Unternehmen, als auch für Studierende ein Praktikum nach dem Erlangen einer theoretischen Grundlage sinnvoller ist, da der Unterstützungsgrad höher und damit die Inhalte auch für den Studierenden attraktiver sind.

Kann ich bei der Zusammenstellung meiner Praktika ein bisschen experimentieren?
Simone Heinisch, Ferchau:
Studenten sollten sich gut überlegen, wo und in welchem Bereich sie ein Praktikum absolvieren möchten, da sie nur in der Studentenzeit die Möglichkeit haben, die in Frage kommenden Tätigkeitsgebiete kennen zu lernen. Im späteren Berufsleben ist ein Bereichswechsel eher schwierig. Insofern sind verschiedene Praktika zum Austesten sehr nützlich. Auf der anderen Seite sollte die Zusammenstellung nicht zu "kunterbunt" ausfallen, damit auf Grundlage der absolvierten Praktika eine anschließende Beurteilung für den Berufseinsieg überhaupt möglich ist. Eine gute Auswahl an Themengebieten und Unternehmen ist daher gefordert.

Wie finde ich heraus, welches Praktikum zu mir passt?
Lena Stork, Colgate:
Bei der Wahl der richtigen Praktika gibt es kein Patentrezept. Je klarer Sie Ihr Ziel vor Augen haben, desto leichter erkennen Sie Ihren Weg dorthin. Überlegen Sie sich genau, wie Ihr Traumjob aussieht, in welche Branche Sie einsteigen möchten und welche Weiterentwicklungsmöglichkeiten Ihnen vorschweben. Greifen Sie nach den Sternen und malen Sie sich Ihre Zukunft möglichst konkret aus. Sobald Sie dieses Zukunftsbild klar vor Augen haben, planen Sie, welche Erfahrungen Ihnen den Einstieg in den Traumjob erleichtern und wählen entsprechend Ihre Praktika.

Ein Beispiel: Haben Sie den Luxus zweier Praxissemester und das Ziel ins Marketing einzusteigen? Dann könnten Sie entweder zwei Praktika im Consumer Marketing absolvieren, um dort Ihr Fachwissen zu vertiefen. Oder Sie verschaffen sich Einblicke in einen Schnittstellenbereich wie das Customer Marketing oder den Key Account, um ein interdisziplinäres Verständnis zu entwickeln.  

Je besser Ihr Studienschwerpunkt, die Abschlussarbeit und bisherige Praxiserfahrung zum geplanten Berufseinstieg passen, desto größer ist Ihre Chance, später im Auswahlprozess die Nase vorne zu haben. Hier kommt neben Ihrer Persönlichkeit und dem Fachwissen der besagte rote Faden im Lebenslauf zum tragen.

Was kann ich von einem Praktikum erwarten - und was nicht?
Meike Wacker, Miele:
Ein gutes Praktikum bringt Ihnen immer wertvolle Erfahrung und Kontakte. Sie können herausfinden, ob der Bereich, an dem Sie bislang ein wahrscheinlich eher theoretisches Interesse hatten, Sie auch in der Praxis fasziniert und Sie sich mittelfristig dort eine berufliche Zukunft vorstellen können. Und auch, wenn Sie herausfinden, dass der Arbeitsalltag in dem jeweiligen Berufsfeld für Sie nicht das Passende ist, ist das eine wichtige Erkenntnis. Dann können Sie Ihr nächstes Praktikum in einem anderen Bereich planen.

Sie knüpfen erste Kontakte - vielleicht in Ihrer Wunschbranche -, die später der Schlüssel zu Ihrer Abschlussarbeit oder Ihrer ersten Stelle sein können: Viele Unternehmen rekrutieren Mitarbeiter aus dem Pool ehemaliger Praktikanten. Auch in unserem Hause ist das der Fall.

Außerdem können Sie sich und Ihre Fähigkeiten und Talente in der beruflichen Praxis erproben, Dinge, die Sie im Studium gelernt haben, anwenden und sie im Kontext realer Arbeitsabläufe einordnen. Das Feedback, das Sie in einem guten Praktikum bekommen, sollten Sie für Ihre weitere Entwicklung unbedingt nutzen.

Was Sie nicht von einem Praktikum erwarten können: Dass Ihr späteres Arbeitsleben genau so abläuft, wie Sie es im Praktikum erlebt haben. Denn für einen begrenzten Zeitraum Projekte zu begleiten oder bei alltäglichen Aufgaben zu unterstützen, ist immer etwas Besonderes und nicht damit zu vergleichen, dauerhaft auf einer festen Stelle Verantwortung in einem Unternehmen zu übernehmen.

Brauche ich unbedingt ein Auslandspraktikum?
Mario D'Alessio, Fraport:
Inwieweit ein Auslandspraktikum nötig ist, hängt maßgeblich davon ab, welchen Karriereweg man im Anschluss an das Studium einschlagen möchte. Sofern man eine internationale Karriere, zum Beispiel in einem weltweit agierenden Konzern anstrebt, ist ein Auslandspraktikum unerlässlich. Dabei sollte auch die Praktikumsdauer nicht zu kurz sein, da sich daran abschätzen lässt, wie intensiv die gemachten Erfahrungen sind.

Unabhängig vom geplanten Karriereweg ist ein Auslandspraktikum aus diversen Gründen zu empfehlen, insbesondere weil man sich als Bewerber immer in Konkurrenz zu Mitbewerbern befindet und Praktika je nach Stelle und Unternehmen ein Auswahlkriterium sein können.

Bei der Auswahl von Kandidaten für unser Trainee-Programm ist das Auslandspraktikum ein Kriterium, zumal unsere Trainees in der Regel während des Programms auch ein Auslandsprojekt an einem Beteiligungsflughafen durchführen.

Kann ich die Qualität eines Praktikums schon erkennen, bevor ich es antrete?
Katja Ruf, Josef Gartner:
Ob ein Praktikum gut ist oder nicht, ist ohne Berufserfahrung nicht einfach zu erkennen. Zudem ist es natürlich auch individuell verschieden, was jeder für sich als ein gutes Praktikum definiert. Was den einen weiterbringt, muss dem anderen noch lange nicht gefallen. Für mich zeichnet sich ein gutes Praktikum dadurch aus, dass man zum einen bei erfahrenen Kollegen über die Schultern schauen kann, um von deren Erfahrung und Wissen zu profitieren. Zum anderen sollte das Praktikum aber auch ermöglichen, dass eigenständig kleinere Aufgaben übernommen werden können. Diese Mischung versuchen wir bei Gartner umzusetzen.

Um herauszufinden, wie sich ein Unternehmen ein Praktikum vorstellt, gilt es im Vorstellungsgespräch die richtigen Fragen zu stellen. Ich stelle immer wieder fest, dass viele Bewerber im Gespräch viel zu wenig fragen. Dabei können Sie schon im Vorfeld herausfinden, ob das Unternehmen das Praktikum ernst nimmt: Macht es sich Gedanken über die Einsatzmöglichkeiten für Sie? Interessiert es sich für Ihre Vorkenntnisse? Wird Ihre Arbeit angemessen entlohnt? Und nicht zuletzt: Fühlen Sie sich wohl in dem Vorstellungsgespräch, in dem Sie ja schon einen Vorgeschmack auf die Unternehmenskultur bekommen? Dies sind Indizien dafür, ob ein Praktikum gut wird.

 

Ich finde nach dem Studium derzeit partout keinen Einstieg. Wäre da ein Praktikum eine Notlösung oder eher kontraproduktiv?
Mario D'Alessio, Fraport:
Als Mitglied der Initiative "Fair Company" stellen wir bei Fraport Absolventen grundsätzlich nicht als Praktikanten ein. Meiner Meinung nach sollten Sie nach Abschluss des Studiums auch nicht über Praktika in den Beruf einsteigen, auch wenn das in manchen Branchen sicherlich üblich ist. Die Gefahr, dass Sie mittelfristig nicht zum gewünschten Traumberuf gelangen, ist groß.

Meine Empfehlung ist, sich insbesondere in Krisenzeiten schon im Studium mit breitem Fachwissen aufzustellen und seine Unternehmenskontakte zu pflegen. Darüber hinaus ist es gerade in Zeiten, in denen Stellenausschreibungen Mangelware sind, wichtig, auch Branchen und Tätigkeiten in Betracht zu ziehen, die im ersten Schritt nicht erste Wahl waren. In manchen Fällen kann es auch sinnvoll sein, das Studium in einem Master-Studiengang fortzusetzen.

Soll ich eher auf große Unternehmensnamen setzen oder auf coole Praktikumsinhalte - zur Not auch bei kleinen, unbekannten Firmen?
Katja Ruf, Josef Gartner:
Große Unternehmen bieten gewiss Vorteile. Mit großen Namen wird Qualität verbunden. Wer als Praktikant dort angenommen wurde und am Ende ein gutes Zeugnis bekommen hat, der zeigt, dass er was drauf hat. Allerdings ist ein Praktikant bei Großunternehmen nur einer von vielen. Manche Abteilungen haben fortlaufend Praktikanten, die immer dieselben Aufgaben übernehmen. In der Regel lernen Praktikanten nur eine Abteilung kennen, und es fehlt oft der Blick fürs große Ganze. Dieser Überblick ist in kleineren und mittelständischen Unternehmen, wie Gartner eines ist, einfacher zu realisieren. Durch räumliche Nähe und gut erkennbare Zusammenhänge lernen Praktikanten bei uns auch Abteilungen außerhalb des eigenen Einsatzbereichs kennen. Da die meisten Abteilungen nur hin und wieder Praktikanten beschäftigen, ist die Betreuung sehr individuell. Wir versuchen zum Beispiel, das Praktikum immer auf persönliche Interessen und Vorkenntnisse zuzuschneiden. Praktikanten werden ernst genommen, sie können von erfahrenen Kollegen lernen und sich schon nach kurzer Zeit eigenständig einbringen. Dies macht unsere Praktikumsinhalte herausfordernd und cool. So etwas bringt Sie sowohl in der Persönlichkeitsbildung als auch beim Sammeln von Berufserfahrung weiter.

 

Werden Praktika in der Regel bezahlt?
Meike Wacker, Miele:
Die meisten Unternehmen zahlen ihren Praktikanten ein faires Entgelt. In der Medienbranche, in öffentlichen Einrichtungen und Kulturbetrieben kann es jedoch vorkommen, dass Praktika nicht vergütet werden.

Manchmal spielen bei der Höhe der Vergütung auch die Dauer des Praktikums, die Vorkenntnisse des Praktikanten und das Einsatzgebiet eine Rolle.
Letztlich sollten Praktikanten die Erfahrung, die sie im jeweiligen Praktikum sammeln können, gegen die Verdienstmöglichkeiten abwägen. Vielleicht lohnt es sich - quasi als Investition in den Lebenslauf - ein paar Monate kürzer zu treten und dafür das Traum-Praktikum absolvieren zu können.

Wie wirkt ein Praktikum mit sozialem oder karitativem Hintergrund?
Katja Ruf, Josef Gartner:
Ein solches Praktikum verwundert natürlich zunächst bei einem Ingenieur oder einer BWLerin. Eigentlich geht es bei einem Praktikum darum, Fachwissen in die Praxis umzusetzen oder persönliche Einstellungen mit der Praxis abzugleichen. Ein sozial oder karitativ geprägtes Praktikum sollte nicht das einzige im Lebenslauf sein, denn man hat hierbei nicht die Möglichkeit, ein späteres Berufsfeld kennen zu lernen.

Als zusätzliche Erfahrung begrüße ich ein solches Praktikum allerdings sehr. Die Schwankungen des Arbeitsmarktes haben eine "Generation Praktikum" geprägt, für die der Praktikumsbegriff oft einen ganz anderen Inhalt bekommen hat. Dadurch werden Kommentare in der eigenen Bewerbung notwendig, um Menschen mit viel Eigeninitiative oder selbstfinanzierten Ausbildungsgängen von orientierungslosen Dauerpraktikanten zu unterscheiden.

Auf mich wirkt ein Bewerber, der über seinen Tellerrand blickt und Mut zeigt, außergewöhnliche Erfahrungen zu sammeln, auf jeden Fall interessant. Sozialkompetenz wie Kommunikationsstärke oder Teamfähigkeit sind bei uns grundlegende Anforderungen an Hochschulabsolventen. Im sozialen oder karitativen Umfeld lernt man davon bestimmt mehr als bei Soft Skill Seminaren, die mit einer riesigen Liste an Bescheinigungen belegt werden.

Ich darf in meinem Praktikum nur Handlangerjobs übernehmen. Was kann ich tun?
Mario D'Alessio, Fraport:
Generell sollte bei einem Praktikum das Lernen im Vordergrund stehen. Daher sollte die Erwartungshaltung im Hinblick auf die Tätigkeiten nicht zu hoch sein. Auf der anderen Seite sind die allgemein als typisch verrufenen Aufgaben wie Kaffee kochen und Kopieren auch nicht das, was den Schwerpunkt eines Praktikums bilden soll. Wichtig ist, bereits im Vorfeld, zum Beispiel im Vorstellungsgespräch mit dem jeweiligen Unternehmen zu klären, welche Aufgaben im Rahmen des Praktikums vorgesehen sind.

Wenn Sie dennoch nur Handlangerjobs übernehmen dürfen, sollten Sie dies in jedem Fall mit Ihrem Praktikumsbetreuer im Unternehmen besprechen. Hier empfiehlt es sich, ehrlich anzusprechen, welche Erwartungen Sie mit dem Praktikum verbinden und was Sie lernen möchten. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, herauszufinden, weshalb man Ihnen keine anspruchsvolleren Aufgaben überträgt. Oft ist ein solches Gespräch für den weiteren Verlauf des Praktikums hilfreich. Tritt nach einer vereinbarten Zeit keine Besserung ein, sollten Sie über eine vorzeitige Beendigung des Praktikums nachdenken.

 

Was tue ich, wenn das Praktikum vorbei ist?
Katja Ruf, Josef Gartner:
Ein Praktikum dient der frühzeitigen Orientierung. Das, was mir im Praktikum Spaß gemacht hat, sollte ich im weiteren Studium auch aus theoretischer Sicht vertiefen oder die Erkenntnisse in anderer Form umsetzen. Haben mir die Aufgaben während des Praktikums keinen Spaß gemacht, so sollte ich daraus auch bei der Schwerpunktwahl im Studium Konsequenzen ziehen. Wenn nötig, sollten Sie auch nicht davor zurückschrecken, Weichen noch mal neu zu stellen.

Wenn das Unternehmen über ein Programm zur Praktikantenbindung verfügt, so ist dies natürlich optimal und bequem für Sie als Praktikant. Wir informieren zum Beispiel ehemalige Praktikanten in regelmäßigen Abständen mit einem Newsletter über aktuelle Entwicklungen, Messetermine, offene Diplomarbeiten und Stellen und so weiter. Wenn es solche Bindungsprogramme nicht gibt, so sollten Sie selbst versuchen den Draht nicht abreißen zu lassen.

Manchmal ist es einfacher, direkt zum Betreuer oder zur Fachabteilung Kontakt zu halten als zur Personalabteilung. Dies ist auch in Ordnung. Sie sollten dann aber nicht vergessen, dass Fachabteilungen meistens nur das eigene Umfeld im Blick haben. Sagt der ehemalige Betreuer, es gäbe momentan keine Diplomarbeiten, so lohnt sich noch mal ein Anruf bei der Personalabteilung.